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Wie die AfD zu einem Schlumpf-Maskottchen kam

Der 1. FC Köln hat einen Geißbock, die CSU einen Löwen, obwohl der in Bayern gar nicht heimisch ist. Und die US-Republikaner? Die haben einen blau-roten Elefanten. Nur die AfD hat kein Maskottchen. Nicht einmal einen Wadenbeißer.

Gastbeitrag von Meinrad Müller

In einem Dorf an der Ostseeküste geschahen gar wundersame Dinge. Blaue Kobolde mit weißen Rauschebärten, listige Schlümpfe genannt, hüpften plötzlich tanzend auf die politische Bühne. Wenn da mal keine gute Fee im Spiel war? Loretta heißt sie und ist 16 ist sie. Die sieben lustigen Schlümpfe lebten in ihren blauen Latzhosen und gleichzeitig in ihrer malerischen Heimat, und die hieß Schlumpfhausen. Es war ein kleiner, verwunschener Ort tief im deutschen Eichenwald, wo jeder Schlumpf in seinem eigenen Einpersonenhäuschen wohnte. Die kleinen Racker lebten friedlich zusammen und trieben so manchen Schabernack mit den Menschen, genau wie ihre Cousins die Heinzelmännchen. Listig war auch die kleine Elfe Loretta, die unter ihr Schlumpfvideo schrieb, dass Deutschland ihre Heimat sei. Und damit begann der Tragödie erster Teil.

John, ein amerikanischer Reporter auf Urlaub in Berlin

Nun kommt John Meckenheimer ins Spiel, ein bärtiger Reporter aus den USA. Er lebt in seinen Cowboystiefeln und steckt zugleich tief in der amerikanischen Politik. So liebt er auch die dortigen Maskottchen, die rot-blauen Elefanten der Republikaner und die Esel der Demokraten. Mickey Mouse und Donald Duck kennt er auch. Aber die blauen Schlümpfe als Maskottchen, das war neu für ihn. Endlich wurde sein Urlaub in Berlin interessant.

Beim Frühstück im Hotel Bristol am Kuhdamm tippte er erstaunt auf seinem Handy  und las von einem Mädchen und ihren blauen Fabelwesen, die es schon kurz bis in die New York Times geschafft hatten. Dass aber in Deutschland harmlose Comicfiguren die Polizei auf den Plan rufen, riss ihn fast vom Stuhl. Was für eine süße politische und schlumpfige Geschichte! Seine Leser werden sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können.

Aus einem 2-Zentimeter-Schlumpf auf dem Handy wurde eine Elefantenlawine. Ein Tsunami! Loretta schickte ein harmloses Video über TikTok, um all ihre Freunde daran teilhaben zu lassen. Sie verzierte ihre blauen Schlümpfe mit dem Blau der AfD und fügte hinzu, dass Deutschland ihre Heimat sei.

Nun geht der Tragödie zweiter Teil weiter wie in einem Krimi, denn der Direktor des Gymnasiums spürte der kleinen Elfe nach. Statt zu arbeiten, stöberte er im Direktorenzimmer im Kinderkanal TikTok nach Lorettas Meldungen. Und das während der Arbeitszeit. Und er war es, der die Schutzmänner im grünen VW-Bus rief. John musste lachen, als er von der “Gefährderansprache” hörte, die die Schülerin als Strafe für ihr kreatives Engagement erhalten hatte.”Bei uns in Amerika würde niemand auf die Idee kommen, die Polizei zu rufen, nur weil ein Schüler einen GOP-Elefanten oder einen DEM-Esel in den sozialen Medien geteilt hat”, erklärte er kopfschüttelnd

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