Was ist Russland? Ein Riesenland, dessen Bürger Heulen & Zähneklappern bekommen, wenn sie an ihren fürcherlichen Putin denken? Eine als Land verkleidete Tankstelle mit Atomwaffen, wie John McCain meinte? Ein Land, in dem wegen der Sanktionen die Wirtschaft kollabiert und die Bürger Hunger leiden müssen? Das Reich der Finsternis gar? Und was wären dann Deutsche, die von dort Geld entgegennehmen?
von Max Erdinger
Um es vorweg zu nehmen: es intererssiert mich nicht, ob Maximilian Krah und Petr Bystron auf irgendwelchen verschlungenen Wegen Geld aus Russland entgegengenommen haben. Es gäbe schließlich fragwürdigere Geldquellen. Es interessiert mich deswegen nicht, weil ich als erstes die Frage stelle, wo sich eigentlich Figuren wie Kiesewetter und Strack-Zimmermann selbst verorten, die solches zwar nur zu bereitwilligst anprangern, zugleich aber selbst – wahrscheinlich lukrativen – Nebenerwerbstätigkeiten nachgehen, und wer letztlich die Figuren bezahlt, die, wie Pistorius, behaupten, in Europa habe sich „die Lage verschärft“. Immer diese sich selbst verschärfende Lage, gegen welche sogar die honorigsten Westwert-Politiker vollkommen machtlos sind, obwohl sie Volkes Interessen vertreten und von niemandem, aber auch gar niemandem als diesem Volk für ihren grenzenlosen Altruismus dürftig mit „Diäten“ entschädigt werden. Wofür man ihnen übrigens kniend zu danken hätte als Souverän. Froh und dankbar muß vor allem der mordsdemokratische Amerikaner sein, daß er einen Außenminister hat, der 2017 die Firma „WestExecAdvisors“ gegründet hat, deren Geschäftstätigkeit darin besteht, privaten Rüstungsunternehmen Regierungsaufträge gegen Provision zu vermitteln – und einen Kriegsminister namens Lloyd Austin, der dem Vorstand von Raytheon entsprungen ist, einem der größten Rüstungsunternehmen überhaupt. Froh und dankbar muß man sein, in Deutschland zu leben, dem Land, in dem 99 Prozent der weltweiten Tugendhaftigkeit beheimatet sind.
In einem solchen Land darf sich der Demokrat natürlich für bestens informiert halten, um guten Gewissens der Überzeugung zu sein, daß seine Meinung zählt. Meinung und Haltung sind alles. Vor allem dann, wenn es die „richtige“ Haltung und die „richtige“ Meinung sind. Wann das der Fall ist, zertifiziert ihm eine total unabhängige, zum Niederknien neutrale Presse, deren Aushängeschildchen die „Berliner Morgenpost“ ist. Dort ist zu lesen: „Skandal oder ‚Kampagne‘? Immer wieder Russland – Neue Vorwürfe gegen AfD-Politiker“. Die empirischen Erfahrungen der vergangenen Jahre geben eine Wahrscheinlichkeitsrechnung her, derzufolge es höchstwahrscheinlich eine Kampagne ist. Untermauert wird diese Wahrscheinlichkeit allein schon durch das folgende Zitat aus dem Berliner Machwerk: „Von den Sanktionen betroffen ist unter anderem der Oligarch Wiktor Medwedtschuk, der als Vertrauter von Russlands Machthaber Putin gilt.“ – so-so, gilt der Herr Medwedtschuk also als „Vertrauter“ eines „Machthabers“? Medwetschuk war Chef der größten ukrainischen Oppositionspartei bis sie verboten wurde. (Siehe Oliver Stones Doku „Reveiling Ukraine“, 2019). Er wurde 2022 in der Ukraine verhaftet, in der Haft malträtiert und in demütigenden Posen fotografiert, die dann in der ukrainischen Presse veröffentlicht worden sind. Mit einem Gefangenenaustausch kam er dann nach Russland. Zudem ist Wladimir Putin Präsident der Russischen Föderation und nicht „Machthaber“. In Russland gibt es ein Parlament, die „Duma“. Außerdem ist Wladimir Putin Pate von Medwetschuks Tochter. Wer von den „Krah- & Bystronkritikern“ bekommt übrigens von wem Geld – und wofür?
Weiter mit der „Berliner Morgenpost“: „Baerbock: Putin führt auch Krieg mit Fake News.“ – ach? Solche Sachen macht er, der böse Putin? Gottfroh müssen „wir“ sein, daß solche Fiesheiten keinem deutschen Tugendpolitiker und keinem deutschen Tugendmedium einfallen. Da sind „wir“ doch glatt im Besitz der absoluten Vollberechtigung, uns über den fiesen Putin zu echauffieren, nicht? Wie war das noch mit dem ganzen Corona-Kokolores hierzulande? Was waren die Grünen-Wahlplakate im Jahr 2021 anderes als „Fake-News“, um nicht gleich von abgefeimten Wahlbetrug zu reden? Wer hat ausgeplaudert, daß sie sich für die Ansichten der heimischen Wähler nicht interessiert? Baerbock womöglich? Und bei der tugendhaften „Berliner Morgenpost“ glaubt man ernsthaft, allein schon das Wort „Baerbock“ lasse sich als Garantieschein für irgendetwas verwenden, das mit Wahrhaftigkeit zu tun hat? Für wie blöd halten deutsche Tugendpolitik und deutsche Tugendmedien eigentlich den Bürger und Leser ihrer Machwerke? Wie blöd wird’s denn überhaupt noch?
So blöd wird’s noch: „Das Bundesinnenministerium bestätigte in der vergangenen Woche …“ – ah, ein Innenbestätigungsministerium, das sprechen kann. Wer leitet das nochmal? Die überaus honorige und höchstdemokratische Frau Nancy Faeser, vielleicht, diese Jeanne d’Arc der bürgerlichen Grundrechte und Schutzpatronin der Lauterkeit? – “ … dass eine länderübergreifende Zusammenarbeit der europäischen Sicherheitsbehörden ‚eine russische Einflussoperation gegen das Europäische Parlament aufgedeckt habe‘.“ – Deckel auf, Deckel zu. Eine russische Einflußnahme auf das Parlament der demokratisch völlig Entklöteten und Entrechteten? Das sogenannte europäische „Parlament“, diesen realiter machtlosen und daher irrelevanten Plapperstadel als kosmetischem Anhängsel einer allmächtigen EU-Kommission, die, wie Martin Sonneborn einwandfrei hier und hier nachgewiesen hat, fast komplett von amerikanischen Lobbygruppen unterwandert ist? Auf dieses „europäische Parlament“ haben Russen Einfluß genommen? Wos a Skandaaal! – “ ‚Putin führt seinen Krieg nicht nur mit seinem Militär. Sondern auch mit Fake News, Manipulation und gezielter Einflussnahme – die jüngste Aufdeckung der tschechischen Regierung ist nur ein Beispiel dafür, wie Russland unsere Demokratien zersetzen will‘, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) unserer Redaktion.“ – ehrlich: jeder Redakteur, der den Hörer abnimmt und nicht sofort wie aus der Pistole geschossen behauptet, er brenne bereits vor Neugier auf Frau Baerbocks neuesten Witz über „unsere europäischen Demokratien“, gehört vom Chefredakteur sofort zum Toilettenputzen abkommandiert. Drei Wochen Schriftgriffelverbot!
Von solchen Buchstabenkanaillen soll sich der deutsche Lesedemokrat darüber „informieren“ lassen, was die AfD-Herren Krah und Bystron für welche sind? Geht’s überhaupt noch in der Republik der Deutschen und Demokraten? Wie gesagt: Es interessiert mich nicht, ob Krah und Bystron irgendwelche Gelder über russische Kanäle erhalten haben. So viel steht nämlich fest im allgemeinen und unsubstantiierten Freiheits-, Demokratie- und Westwertgelalle: Wer Geld aus Russland annimmt, der nimmt es von denen an, die noch am nächsten an der Realität sind. Im Vergleich zu ihren „wertewestlichen“ Pendants sind Leute wie Putin, Lawrow, Sacharowa, Medvedev und Peskow wahre „Heilige der Aufrichtigkeit“. Wenn überhaupt von jemandem Geld annehmen, dann von denen! Da wüsste man, daß es von jemandem kommt, der es ehrlich meint. Weswegen auch gut wäre, wenn es in seinem Sinne verwendet wird. Geld von Russland wäre quasi die Adelung des Empfängers im stinkenden „Westwertsumpf“. So schaut’s aus, „Berliner Morgenpost“.