Abtransport beschossener ukrainischer Zivilisten (Symbolbild: Drop of Light/Shutterstock)

„Tödliche Torheit“: Das deutsche Ukraine-Desaster

Großartige Analyse von Manfred Kleine-Hartlage erschienen
Es gibt nur ganz wenige Texte, aus denen das Zitieren deshalb so schwerfällt, weil jeder Satz daraus zitiert werden müsste. Manfred Kleine-Hartlages gerade im Antaios-Verlag erschienene Analyse „Tödliche Torheit“ über den „Krieg in der Ukraine und das Desaster der deutschen Politik“ gehört zu diesem winzigen Kreis publizistischer Spitzenleistungen. Wer die knapp 100 Seiten seiner Broschüre mit der gebührenden Aufmerksamkeit gelesen hat, wird zu diesem Thema nicht nur viel klüger, sondern ist künftig bei diesem Thema ein unbezwingbarer Teilnehmer an jeder Diskussion. Ich gehöre wohl kaum zu denen, die solche Lobeshymnen leichtfertig singen, doch in diesem Fall kann ich gar nichts anderes tun.
Von Wolfgang Hübner
Bereits in seiner Einleitung macht der Autor klar, dass sein Thema nicht der Krieg an sich sei, „sondern die westliche, speziell die deutsche Politik und Gesellschaft, ihre ideologischen und psychologischen Dispositionen und die in ihnen wirkenden Machtstrukturen, die im Spiegel dieses Krieges mit karikaturhafter Deutlichkeit hervortreten.“ Das ist schon ein wesentlich anspruchsvollerer Ansatz zur Behandlung des Themas als das in den allermeisten Beiträgen dazu der Fall ist. Um diesen Anspruch einzulösen, behandelt Kleine-Hartlage in einem kurzen Kapitel gleich eine Schlüsselfrage des Krieges: „Was ist ein Aggressor?“ Er findet eine überzeugende Antwort auf die täglich dem Publikum eingehämmerte Parole vom russischen „Angriffskrieg“.
In einem wesentlich längeren Kapitel wird umfassend „Die Strategie des Westens und der Ukraine“ ins Blickfeld genommen. Der Verfasser kommt zu dem Schluss: „Alle Kosten, Schäden und Risiken der US-Strategie gehen also zu Lasten der europäischen NATO-Staaten und der Ukraine, alle Chancen und jeder Nutzen verbleibt bei den USA.“ Womit die Frage sich aufdrängt, „wie und warum so etwas funktionieren kann“, speziell in Deutschland, das die größten Lasten und Nachteile zu tragen hat. Das erörtert das nachfolgende Kapitel „Die Fortschreibung des Merkel-Syndroms“.
In seinem vorhergehenden Buch „Systemfrage“ hat Kleine-Hartlage insgesamt zehn Kriterien definiert, mit denen er die deutschen Krisensituationen (Flüchtlinge, Corona usw.) auf bestimmte gemeinsame Merkmale untersuchen kann. Auf die Ukraine-Krise treffen neun dieser zehn Kriterien zu! Es sei der Lektüre von „Tödliche Torheit“ nicht vorweggenommen, warum das so ist und warum lediglich ein Kriterium nicht zutrifft. Geradezu sensationell erhellend ist das auf höchstem Niveau geschriebene Kapitel „Die mentale Disposition“. Schon allein deswegen ist „Tödliche Torheit“ Pflichtlektüre für alle, die wissen wollen, was wirklich geschieht und warum wir an diesem Desaster der deutschen Politik teilhaben müssen. Kauft und lest!
„Tödliche Torheit“ ist im Verlag Antaios erschienen, kostet 13 Euro und kann über vertrieb@antaios.de bestellt werden. Nicht weniger empfehlenswert ist das dort ebenfalls erschienene Buch von Manfred Kleine Hartlage „Systemfrage“, das 18 Euro kostet. Bereichernder können 13 bzw. 31 Euro derzeit nicht angelegt werden!