Was haben Olaf Scholz und Joe Biden am 3.3.2023 besprochen? Foto: Weißes Haus

Seymour Hersh: Olaf Scholz an Vertuschung des Nord Stream Anschlags beteiligt

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz wusste frühzeitig über den US-Anschlag auf die Nord Stream Pipeline Bescheid und besprach sich im März mit US-Präsident Joe Biden, wie man die Enthüllungen von Seymour Hersh zum Thema kontern könne, so der renommierte Enthüllungsjournalist.

Im März habe Scholz Joe Biden in Washington unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne gemeinsame Pressekonferenz oder gemeinsames Staatsbankett besucht, wie sonst üblich. Auch waren keine deutschen Journalisten an Bord der Kanzlermaschine gewesen, so Hersh in seinem neusten Substack-Artikel. Scholz und Biden hätten sich 80 Minuten lang im kleinsten Kreis getroffen und besprochen, wie mit den brisanten Enthüllungen des Pulitzer-Preisträgers Hersh umzugehen sei: Am 8.2. hatte Hersh in einem detaillierten Bericht dargelegt, wie der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan im Dezember 2021 auf Anweisung von Präsident Joe Biden die CIA angewiesen hatte, die Nord Stream Pipelines zu sprengen.

Eine Woche nach dem Treffen Scholz-Biden hätten die New York Times zusammen mit der Zeit eine völlig abstruse Geschichte lanciert, wonach eine »pro-Ukrainische Gruppe« ohne Regierungsverbindungen den Anschlag verübt hätten (jouwatch berichtete).

Hersh bezog sich auf eine anonyme nachrichtendienstliche Quelle, nach der »gewisse Elemente in der CIA angewiesen wurden, in Zusammenarbeit mit den deutschen Geheimdiensten eine Alibi-Geschichte vorzubereiten, die der deutschen und amerikanischen Presse als alternative Erklärung der Zerstörung von Nord Stream 2 dienen könne.«

Es sei zwar »unklar, ob der deutsche Kanzler Olaf Scholz im Vorfeld über die Zerstörung der Pipeline unterrichtet war«, so Hersh. Seit Herbst sei Scholz jedoch »ganz offensichtlich beteiligt an der Vertuschung des Anschlags der Biden-Regierung in der Ostsee«, so Hersh.

Am 7.2.2022 traf sich Joe Biden im Weißen Haus mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz. Bei der anschließenden Pressekonferenz sagte Joe Biden: »Wenn Russland (in die Ukraine) einmarschiert … wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende bereiten.« Auf Nachfrage der erstaunten Reporterin, wie das denn bei einer deutsch-russischen Pipeline möglich sei, sagte Biden, »Ich versichere Ihnen, wir werden dafür sorgen.« Scholz stand daneben und sagte nichts. Die Aussage des US-Präsidenten schien ihn auch nicht zu wundern.

Die CIA habe nach dem Scholz-Biden Treffen im März 2023 mit den deutschen Geheimdiensten den Auftrag ausgeführt und am 7.3.2023 Berichte an die New York Times und Zeit lanciert, wonach eine mysteriöse »pro-Ukrainische Gruppe« für den Anschlag verantwortlich sei. Holger Stark von der Zeit habe ihm gegenüber dementiert, mit den Diensten in Verbindung zu stehen, so Hersh, habe jedoch eingeräumt, seine Geschichte rasch veröffentlicht zu haben, als er von der New York Times-Veröffentlichung erfahren habe.

»Die beiden Medien versahen ihre Geschichten mit Warnungen und stellten fest, dass, wie die Times es ausdrückte, ‘vieles unklar’ sei«, so Hersh. Es würde lange dauern, so mehrere hochrangige Beamte in Washington und Deutschland, bis man mehr wisse. Die Botschaft sei gewesen, »dass die Presse und die Öffentlichkeit aufhören sollten, Fragen zu stellen, da die Ermittler die Wahrheit schon noch irgendwann ans Licht bringen würden. Was natürlich nie passieren würde.« Der erfahrene Journalist Holger Stark, der das Investigativressort der Zeit leitet, ging laut Hersh noch einen Schritt weiter und stellte fest, dass einige »in internationalen Sicherheitsdiensten« nicht ausgeschlossen hätten, dass es sich bei der Story »um eine Operation unter falscher Flagge gehandelt« haben könne. »Was ja tatsächlich zutrifft«, so Hersh.

»Es war eine totale Ente des amerikanischen Geheimdienstes, die an die Deutschen durchgestochen wurde und darauf abzielte, Ihre (Hershs) Geschichte zu diskreditieren«, will Hersh von seiner Geheimdienstquelle erfahren haben.

»Die Desinformationsexperten der CIA verstehen sehr wohl, dass so ein Propaganda-Schachzug nur funktionieren kann, wenn deren Empfänger verzweifelt nach einer Geschichte suchen, um unbequeme Tatsachen zu vertuschen. Die Tatsachen sind in dem Fall, dass Präsident Joe Biden die Zerstörung der Pipelines angeordnet hat. Es wird ihm (Biden) schwer fallen, sein Handeln zu erklären, da Deutschland und seine westeuropäischen Nachbarn so sehr unter den hohen Energiekosten leiden. Jeden Tag machen Firmen deswegen Pleite.«

Bisher hat in Deutschland nur die »Berliner Zeitung« zu Hershs explosiven Anschuldigungen berichtet.

Zuerst veröffentlicht auf Freie Welt.

 

Seymour Hersh im Gespräch mit Chris Hedges: “Es war Joe Biden” (Englisch)

98e51165148841c3a4fdd411480a728c