Björn Höcke - Foto: Imago

Immer dieser Höcke: “Alles für Deutschland!”

Björn Höcke sorgte wieder einmal für politisch verwertbare Schnappatmung bei den üblichen Verdächtigen. Vor zwei Jahren hat er zum Ende einer Wahlkampfrede vor etwa 250 Zuhörern in Merseburg gerufen: “Alles für Deutschland!”. Hätte er “Für Deutschland alles!” gerufen, wäre vielleicht gar nichts passiert. So aber ermittelt die Staatsanwaltschaft in Halle gegen ihn – und die üblichen Verdächtigen stürzen sich auf die Geschichte wie die Aasgeier. Es ist nur noch lächerlich.

von Max Erdinger

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Alle für Deutschland – Foto:Shutterstock/Gergely

“Alle für Deutschland!” wäre vermutlich gegangen.

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Allah für Deutschland – Bild: shutterstock.com/A M Syed

“Allah für Deutschland!” wäre vermutlich ebenfalls unbeanstandet geblieben.

Aber “Alles für Deutschland!” geht nicht. Warum nicht? Weil es sich um NS-Vokabular handelt. “Alles für Deutschland!” war der Wahlspruch der SA. Der “Focus” schreibt gleich dazu, was die SA gewesen ist, weil man dort offenbar damit rechnet, daß ein paar Empörte vielleicht nicht wissen könnten, weshalb sie sich empören. So lernt der von Geschichtskenntnis unbeleckte sich Empörende also: “Die SA war die paramilitärische Prügeltruppe der Nationalsozialisten.” Das stimmt. Damals waren Nötigung, Klebstoff und Hämmer zum Gelenkezertrümmern noch nicht so populär wie heute, weswegen man die Andersdenkenden lieber verprügelt hat. Sogar wenn sie keine Russen gewesen sind. Messer- und Machetenangriffe waren auch eher ungewöhnlich. Jedenfalls hatte die Prügeltruppe der Nazis den Wahlspruch “Alles für Deutschland!”. Deswegen darf man diese drei Wörter heute nicht mehr in dieser Reihenfolge verwenden. Es gibt Leute, die behaupten, Deutschland sei von enorm vielen bekloppten Neurotikern bewohnt. Deren Wahlspruch sei: “Alles Bekloppte in Deutschland!”

Forelle in Buttersauce mit Mandeln

Im Jahre 2008 bereits machte eine Meldung in Belgien die Runde, die belegt, daß es auch dort jede Menge Bekloppte geben muß. Der beliebte Fernsehkoch Jeroen Meus hatte zum Ende der einen Sendung angekündigt, daß er in der nächsten Forelle mit Buttersauce und Mandeln zubereiten wolle, eine wahre Köstlichkeit also. Eine solche Programmvorschau wäre folgenlos geblieben, hätte Jeroen Meus nicht den Einfall gehabt, Forelle in Buttersauce mit Mandeln vorzustellen als die angebliche “Leibspeise von Adolf Hitler”. Sofort war nämlich nicht mehr die Rede davon, daß er Forelle in Buttersauce mit Mandeln zubereiten wollte, sondern es hieß nur noch, der alte Kochtopf-Nazi wolle “Hitlers Leibspeise” nachköcheln.  “Der Sender reagierte auf die Kontroverse und sagte die Sendung ab.“, berichtete damals u.a. der “Tagesspiegel“.  Nicht auszudenken, er hätte vor laufenden Kameras Forelle in Buttersauce mit Mandeln zubereitet, unschuldige Belgier hätten zuhause mitgekocht und den fiesen Nazifisch hernach auch noch gegessen! Die würden heute noch alle den Geruch von Eva Brauns Seidenhöschen verströmen und mit einem Bärtchen unter der Nase in ganz Europa für Angst & Schrecken sorgen. Wie gut, daß der Sender besonnen reagiert hat. Moment …

Wie bitte? Ein Zwischenruf von dort hinten? – “Vegetarier aller Länder, vereinigt euch!”- ?? Sind Sie wahnsinnig geworden da hinten? Hitler war Vegetarier! Außerdem steckt in “Vegetarier” ein “Arier”! – Und Sie? Was haben Sie gerufen? – “Eiernockerln”? – Das war ebenfalls eine Leibspeise von Hitler! Wo bin ich denn hier? Glaubsters!  Kann ich jetzt endlich weiterschreiben? Vielen Dank aber auch.

Alles Gute für Deutschland

“Alles Gute für Deutschland!” hätte Björn Höcke wahrscheinlich rufen können zum Abschluß seiner Wahlkampfrede in Merseburg anno 2021. Das hätte den “antifaschistischen” Berufsempörten ziemlich gestunken. “Verdammte Hacke, er hat ‘Gute’ zwischen ‘alles’ und ‘für Deutschland’ eingebaut. Das hat er nur getan, damit wir ihn nicht anzeigen können. Was für ein hinterhältiger Nazi, dieser Höcke!” – “Ja, verdammtes Hackenkreuz!” – “Es heißt Hakenkreuz, du Depp!” – “Ehrlich?”

Was hätte Höcke noch rufen können? – “Mit Leib und Seele für Deutschland!” zum Beispiel. Sogar “alles für” hätte er verwenden können, solange nicht “Deutschland” das dritte Wort gewesen wäre. “Alles für Amerika!” wäre gegangen. “Alles für die EU!” auch. Tosenden Beifall hätte er von jedermann – außer von mir und ein paar anderen Aufrichtigen – im ganzen Land ein Jahr später ernten können, wenn er “Alles für die Ukraine!” gerufen hätte. Bestimmt wäre er inzwischen mit dem Bunten Verdienstkreuz am Tote-Hosen-Band ausgezeichnet worden und der Bundespräsident würde von Höcke liebevoll als von “unserem deutschen Wolodymyr” reden. Weil: Es stimmt schon, daß die vermaledeite Nazi-SA ein gräßlich verrohter Prügelantenhaufen gewesen ist, während ukrainische Naziprügelanten heutzutage die Verteidiger von Demokratie, Freiheit und westlichen Werten für ganz Europa sind. In Odessa leben die freiheitlichsten, wie man seit dem Brand des dortigen Gewerkschaftshauses weiß. Das sieht man auch auf den ersten Blick. Man braucht sich nur den ukrainischen Geheimdienst-Chef Iwan Maljuk anzusehen, um zu erkennen, wie der unterstützungswürdige Antifaschismus in der Ukraine heutzutage aussieht. Der hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit der SA. Wenn Sie mal schauen wollen? Maljuks Hund heißt übrigens “Diversity” (“разнообразие”) und ist ein femidingsbumsistisches Weibchen.

Iwan Maljuk
Ukrainischer Antifaschist: SBU-Chef Iwan Maljuk – Foto: Screenshot Facebook

Aber es stimmt schon: Björn Höcke macht nichts als Arbeit. Seine und mir auch eine. Hätte er “Für Deutschland alles!” gerufen damals in Merseburg, dann hätte ich mir die Arbeit hier sparen können. Aber so? – Alles für Höcke. Dabei habe ich nachher noch einen Termin. Da heißt es jetzt wieder “Gasgeben” für mich. Auf der “Autobahn” auch noch. Immer dieser Höcke – gna-gna-gna ….

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