Rivalinnen um die Gunst der Unzufriedenen: Wagenknecht, Weidel im Bundestag (Foto:Imago)

Weidel-Nein zu möglicher Kooperation mit etwaiger Wagenknecht-Partei: Fehler oder Taktik?

Auch wenn es sie überhaupt noch nicht gibt ist, hat AfD-Chefin Alice Weidel eine politische Zusammenarbeit mit einer von Sahra Wagenknecht gegründeten Partei bereits prophylaktisch ausgeschlossen. Zwar beobachte die AfD die Entwicklung um eine mögliche Parteigründung durch Wagenknecht mit Interesse, da sie aber eine „kommunistische, linksorientierte Politikerin ist und wir ein komplett anderes Profil haben, wird es da keine Querverbindungen geben“, stellte Weidel in einem Interview mit „Welt“ klar. Eine neue Wagenknecht-Partei werde nur der Linkspartei schaden, für die dies „der Genickschuss“ sei, sagte sie weiter. Die Linke werde weit unter die Fünf-Prozent-Hürde rutschen und damit aus Bundestag und Länderparlamenten fliegen.

Es drängt sich die Frage auf, ob es sich hier um eine Strategie Weidels oder einen schweren taktischen Fehler handelt: Abgesehen davon, dass sie hier eben das praktiziert, was sie etwa der CDU vorwirft – Distanzeritis, Verweigerung ergebnisoffener Kontakte und möglicher Kongruenzen oder Kooperationen – könnte Weidel damit viele der reinen Protestwähler vor den Kopf stoßen, die dann wiederum erst recht zur Wagenknecht-Alternative wechseln würden.

Überbetonung des Trennenden?

Es könnte sich nämlich als schwerer Fehler erweisen, das Trennende überzubetonen und das riesige Wählerpotential, dass beiden Parteien durch das Scheitern der Altparteien potentiell zur Verfügung stünde, unnötig zu reduzieren. Andererseits verspricht sich die AfD-Chefin von diesem rigorosen Ausschluss einer möglichen gemeinsamen konstruktiven und pragmatischen Opposition oder auch nur eines taktisches Zweckbündnisses vielleicht, dass Wagenknechts Ziel, eine Schwächung der AfD herbeizuführen, effektiv unterlaufen wird. Sie könnte so das Ziel verfolgen, Wagenknecht zu isolieren und die AfD-Anhängerschaft zusammenzuschweißen.

Selbst wenn die AfD ein paar Prozent an eine Wagenknecht-Partei verlieren würde, käme letztlich wohl doch ein ungefährer Gleichstand heraus. Wagenknecht hatte offen gelassen, ob sie selbst eine neue Partei gründen wird, aber die Notwendigkeit einer Alternative zur AfD. Diese müsse für „wirtschaftliche Vernunft, für soziale Gerechtigkeit, für Liberalität und Meinungsfreiheit“ stehen. Ansonsten bleibe „eben nur die Auswahl zwischen den Parteien, die da sind – und das ist für viele Menschen eine ziemlich frustrierende Wahl“. (TPL)

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