Ex UN-Waffeninspekteur Scott Ritter - Foto: Imago

Ukrainekrieg: Der Zwischenstand

Es ist vollkommen ausgeschlossen, daß das ukrainische Regime den Krieg gegen Russland gewinnen könnte. Nicht ganz ausgeschlossen ist jedoch, daß nicht nur das ukrainische Regime, sondern ganz Europa den Krieg verlieren könnte, so daß danach wieder “Stunde Null” wäre. Der Konsum vasallischer Transatlantik-Medienpropaganda ändert daran gar nichts. Die NATO zündelt einfach weiter. Inzwischen gab es Drohnenangriffe auf das russische Pskow, das vom Donbass ca. 1.500 Kilometer entfernt liegt, dafür aber sehr nahe an der russischen Grenze zu Estland.

von Max Erdinger

Meldungen wie die hier untenstehende haben keinerlei Relevanz bezüglich der Frage, wie dieser Krieg zu Ende gehen wird. Der wird nicht mehr geführt, weil es für das ukrainische Regime etwas zu retten gäbe, außer der täglichen Hoffnung, sich über die Fortdauer des Krieges so lange über die Runden zu retten, bis vielleicht ein Wunder geschieht. Das schriebe ich nicht, weil das meine Meinung wäre, sondern weil das – durch die Bank – westliche Militärexperten nachvollziehbar begründen können. Es handelt sich dabei um genau die Experten, die nie zitiert werden, obwohl sie durchaus in Amt und Würden gewesen sind, ehe sie dann z.T. pensioniert wurden. Der sogenannte “Wertewesten” hat sich völlig verrannt in seiner Arroganz Russland gegenüber. Geheimdienste, Militär, Justiz und Medien wurden in den vergangenen Jahrzehnten politisiert wie nie zuvor – und die Fortführung des für die Ukrainer aussichtslosen Krieges geschieht im Grunde deswegen, weil sich die gesamte “wertewestliche” Polit-Elite nie und nimmer eingestehen kann, hunderttausende von Leben und Abermilliarden von Steuerdollars- und Euros für nichts und wieder nichts verpulvert zu haben. Es hatte schon mit der Realität nichts zu tun, daß die vorher so einhellig beklagten, ethnochauvinistischen Ukro-Faschisten mit dem Beginn der russischen SMO am 24. Februar 2022 wie von Geisterhand und über Nacht aus den Westmedien verschwunden waren, als hätte es sie nie gegeben. Dieser merkwürdige Sachverhalt ist allein mit der aktuellen Interessenslage der tatsächlichen Kriegstreiber zu begründen, vornehmlich mit derjenigen der Briten und der Amerikaner, die offensichtlich dachten, sie könnten der Weltöffentlichkeit solche Tomaten auf die Augen drücken, daß sie nicht erkennt, wer diesen Krieg jahrelang vorbereitet hatte. In den USA stehen Wahlen an. Gott bewahre, daß den Wahlamerikanern vorher noch klar wird, wer sie mit welcher Chuzpe in Sachen Ukraine angelogen hatte, daß sich die Balken biegen – und was sie das wieder gekostet hat. Nicht nur sie persönlich, sondern den Status der USA international. Wirtschaftrlich, finanzpolitisch, imagemäßig und überhaupt.

Am 24.Februar 2022 war die ukrainische Armee die drittgrößte “Westwert”-Armee, offiziell zwar nicht NATO, aber in die Kommandostruktur der NATO so gut wie eingebunden. Die zwei größeren Armeen innerhalb der NATO waren die US-amerikanische und die türkische. Das will etwas heißen bei etwa 30 NATO-Mitgliedsländern. Allein diese drei Länder, USA, Türkei und Ukraine stellten am 24. Februar 2022 etwa 80 Prozent der gesamten NATO-Streitmacht. Die drittgrößte Armee der NATO, die Quasi-NATO-Armee der Ukrainer ist inzwischen so gut wie demilitarisiert im Vergleich zu dem, was die Russen noch in der Hinterhand haben.

Hier also jene dts-Meldung, die wohl Hoffnung – und in der Folge dann weitere “demokratische” Unterstützung für das ukrainische Regime generieren soll.

Kiew – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will Verteidigungsminister Oleksij Resnikow austauschen. Er werde das Parlament bitten, Resnikow zu entlassen, sagte Selenskyi in einer am Sonntag veröffentlichten Video-Ansprache. Dies solle bereits in der kommenden Woche geschehen.

Nachfolger von Resnikow soll demnach Rustem Umjerow werden. Der war bisher nicht nur als Politiker, sondern auch als Unternehmer und als Leiter des Staatlichen Eigentumsfonds der Ukraine bekannt. Selenskyj sagte in seiner Ansprache, Resnikow sei 550 Tage lang in einem umfassenden Krieg Verteidigungsminister gewesen, das Ministerium benötige jedoch “neue Ansätze” und “andere Formate der Interaktion” sowohl mit dem Militär als auch mit der Gesellschaft.

“Ich erwarte, dass das Parlament diese Kandidatur unterstützt”, sagte Selenskyj. Laut ukrainischen Medienberichten könnte mit dem Wechsel mitten im Krieg auch der im Januar 2023 rund um das Verteidigungsministerium bekannt gewordene Korruptionsskandal im Beschaffungswesen zu tun haben. Damals kamen erste Gerüchte über einen Rücktritt des Ministers auf.

Im August gab wieder eine Welle an Berichten über eine Entlassung Resnikows und seine mögliche Ernennung zum ukrainischen Botschafter in Großbritannien – von Letzterem war am Sonntagabend von Selenskyj allerdings nichts zu hören.

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Ukrainischer Noch-Verteidigungsminister Resnikow – Foto: Imago

So weit also die Meldung. Sie ist hinsichtlich des Kriegsverlaufs irrelevant. Es führen nicht nur die Ukrainer im Auftrag von Briten, EU und den USA einen Krieg, der merkwürdigerweise von niemandem je erklärt worden wäre, sondern die Russen führen ebenfalls einen. Deren Material ist weit besser und in weit größeren Mengen verfügbar, als ursprünglich angenommen. Analog gilt das für die russischen Generäle und die politische Führung in Gestalt von Putin und Medvedev. Putin ist beliebt wie nie, niemand wird ihn wegputschen, krank ist er auch nicht und die Russen haben die Zeit. Der “Wertewesten” inklusive des ukrainischen Regimes hat lediglich die Uhr. Wenn man unterstellt, daß Staatschefs prinzipiell nicht blöde auf der Brennsuppe dahergeschwommen sind, dann gilt das auch für den ungarischen Regierungschef Viktor Orbán. In einem millionenfach gesehenen Interview mit Tucker Carlson konnte er nachvollziehbar begründen, wie die einzige vernünftige Lösung in diesem Krieg aussieht: Frieden sofort und Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus.

Resnikow oder Umjerow als ukrainischer Verteidigungsminister? Das ist eine Frage, die in etwa so spannend ist wie die Frage, ob man kein Steak auf dem Holzbrett oder auf einem Porzellanteller serviert haben möchte, weil: Kein Steak.

Die erste Verteidigungslinie

Verschiedentlich war dieser Tage zu lesen, die ukrainische Armee, respektive das, was noch davon übrig ist, habe im Raum Saporischjia die erste von drei russischen Verteidigungslinien durchbrochen. Jubel, Jubel, Jubel. Hurra, der Krieg nimmt eine erfreuliche Wendung! Hoffnung, Hoffnung, Hoffnung. Derb ausgedrückt: Für’n Arsch. Die Verluste für diesen symbolischen Erfolg, wenn es denn einer gewesen sein sollte, waren viel zu hoch, als daß sich eine solche Verlustrate beliebig oft wiederholen ließe – und zum “Wesen der ersten Verteidigungslinie” (von dreien) hatte einer etwas zu sagen, der sich mit Geostrategie, Kriegsführung und Waffen auskennt. Es handelt sich um den ehemaligen UN-Waffeninspekteur und vormaligen Marine-Intelligence-Officer Scott Ritter.

Ritter erklärt die Sache mit der ersten Verteidigungslinie so: Die ist dazu da, notfalls durchbrochen zu werden. Der ersten Verteidigungslinie vorgelagert ist die sogenannte “graue Zone”. In dieser grauen Zone werden die Angreifer nach Möglichkeit bereits von der Artillerie der Verteidiger aus der Ferne pulverisiert. Das vielgenannte und unter enormen Verlusten umkämpfte Robotyne, ein 450-Seelen-Kaff, inzwischen praktisch unbewohnt, liegt in dieser grauen Zone. Wenn es den Angreifern unter enormen Verlusten dennoch gelingt, die graue Zone zu überwinden und die erste Verteidigungslinie zu durchbrechen, passiert Folgendes: Die erste Verteidigungslinie wird hinter ihnen wieder geschlossen. Sie befinden sich nun zwischen der ersten und der zweiten Verteidigungslinie. Ihr möglicher Rückzugsweg wird schwer vermint. Die Angreifer haben nun mit der zweiten Verteidigungslinie den Feind nicht mehr nur vor sich, sondern mit der zuvor durchbrochenen und wieder geschlossenen ersten Verteidigungslinie auch noch hinter sich. Solcherart in der Falle sitzend, kommt dann die absolute Luftüberlegenheit der Russen zum Tragen. Die Angreifer werden nicht nur von vorn und von hinten beschossen, sondern auch noch aus der Luft. Das heißt: Das Vorrücken wird von Verteidigungslinie zu Verteidigungslinie immer schwieriger und immer verlustreicher. Die ukrainische Armee kann sich weder Verluste bei den Truppen noch bei der Munition erlauben.

Ukrainische Rekruten
“Ave Biden! Morituri te salutant!” – Nachschub für den “wertewestlichen” Fleischwolf: Todgeweihte junge Rekruten in der Ukraine – Screenshot Facebook

Im Übrigen ist das Korruptionsproblem in der Ukraine, wie die Meldung oben insinuiert, nicht nur eines im Unter- und Mittelbau des ukrainischen Regimes, sondern genauso eines an der Staatsspitze. Eigentlich im gesamten “Wertewesten”. Wäre es anders, hätte dieser Krieg niemals stattgefunden. Der auf Geheiß des damaligen US-Vizepräsidenten Biden gefeuerte Generalstaatsanwalt Shokin, der es gewagt hatte, gegen den “Arbeitgeber” von Biden-Sohn Hunter, den ukrainischen Energiegiganten “Burisma” zu ermitteln, ist inzwischen aus der Versenkung aufgetaucht und hat interessante Geschichten zu erzählen. Deshalb ist es auch nicht interessant, wer den gegenwärtigen Verteidigungsminister der Ukraine ersetzt, sondern interessant ist, wie sich die beispiellose Korruptionsgeschichte um Obamas “Ukrainebeauftragten” Biden weiterentwickelt und ob sie Joe Biden noch vor der US-Wahl das Genick brechen wird. Weil es in diesem Zusammenhang dann auch darauf ankommt, was aus den Neocons wird, die Biden “beraten” haben. Die stehen durch die Bank auf der Empfängerliste des Militärisch-Industriellen-Komplexes der USA. Außenminister Blinken über seine eigene Firma “WestExecAdvisors” und Kriegsminister Austin über “Raytheon”. Die Briten haben ihren “Verteidigungsminister”, Ben Wallace, vorsichtshalber schon einmal aus der Schußlinie genommen. Ersetzt wurde er durch Grant Shapps, der zwar nicht durch fachliche Qualifikation besticht, dafür aber durch seine Loyalität zum Britenpremier Sunak.

Was in der Ukraine passiert, hängt nicht davon ab, was westliche Politiker und ihre propagandistischen Medienbüttel gern hätten, um selber gut dazustehen, sondern davon, was dort eben passiert. Westliche Propagandamedien sind die letzten, die es einem erzählen würden. Deswegen muß, wer es wissen will, auf alternative Medien ausweichen und er muß auch wissen, was russische, afrikanische und asiatische Medien berichten. Vor allem aber muß er wissen, wie sich vormals hochgeachtete und inzwischen regierungsunabhängige Militärexperten und Historiker zum Stand der Dinge in der Ukraine äußern. Reuters, dpa, Madsack, Springer, Bertelsmann, RTL, ARD und ZDF – alles für die Katz. Wer sich unbedingt überflüssigen Rotz anschauen will, kann auch in der Nase bohren. Informativ sind Scott Ritter, Colonel Macgregor, Andrew Napolitano, Stephen Gardner, Larry Johnson, Colonel Shaffer, Ray McGovern, EUCOM-Chef Cavoli, die Hindustan Times, Tucker Carlson, Eva Bartlett, Clayton Morris, Patrick Lancaster, Matthew Hoh, Joe Rogan, die Jungs von “Valuetainment”, Alexander Mercouris  u.v.a. mehr. Ein Großteil der hier Genannten haben entweder Karrieren in den Geheimdiensten hinter sich (CIA, NSA), dem US-Militär (Scott Ritter) den US-Medien (geschasst bei Fox: NBapolitano und Carlson) und brillieren mit ihrem Insiderwissen, gerade was Abläufe und Motivlagen angeht.

Eine ganz interessante Frage zur Zeit: Wer hat die Drohenangriffe auf Pskow gestartet, von wo aus und mit welcher Absicht? Und die interessanteste Frage von allen, gerade für Deutsche als US-Vasallen, bleibt nach wie vor: Wer hat die Nordstream-Pipeline gesprengt? Die Antwort auf diese Frage ist nämlich zentral hinsichtlich der anderen Frage, ob Deutsche als NATO-Mitglieder von den USA verraten und verkauft worden sind – und welche Konsequenzen das haben müsste für diejenigen, die merkwürdigerweise nicht und nicht herausbekommen, wer es gewesen ist, – seit bald einem Jahr aber so tun, als könnten es die USA auf gar keinen Fall gewesen sein. Wer den ukrainischen Verteidigungsminister ersetzt, ist ungefähr so interessant wie die Flugblätter eines 16-jährigen Aiwangers: Mediengetöse bar jeglicher Relevanz. Ein reines Ablenkungsmanöver.

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