Hamas-Agitation in Gaza-Stadt (Foto:Imago/ZUMAWire)

Naher Osten: Gas für Gaza

Unglaubliche Geschichten kursieren über den Konflikt im Nahen Osten. Bei den getöteten Terroristen wurden angeblich Bauanleitungen für chemische Waffen gefunden. Verfasst worden seien die von der Al Qaeda. Da kann man mal sehen: Diese Terroristen wissen sich gegenseitig zu helfen.

von Max Erdinger

Verschiedene Sender – keine deutschen, natürlich – , berichteten, daß bei den Leichen getöteter Terroristen in Israel Bauanleitungen für chemische Waffen gefunden worden seien. “Sky News” berichtete zum Beispiel, aber auch “The Hill” und andere. Sie beriefen sich dabei auf eine Behauptung des israelischen Präsidenten Isaac Herzog. Der hatte von gefundenen Bauanleitungen für Chemiewaffen bei getöteten Terroristen berichtet.

Isaac Herzog
Isaac Herzog, israelischer Präsident – Screenshot “The Hill”

Gezeigt wurde eine solche Bauanleitung auch und zwar in zweifacher Ausfertigung. Es gab sie einmal auf Arabisch und einmal auf Englisch. In beiden Fällen war deutlich zu lesen, von wem sie stammt: Vom Spitzenchemiker der Al Qaeda. Was in diesen Bauanleitungen genau drinsteht über die Herstellung von Chemiewaffen, konnte Isaac Herzog nicht genau erklären, sondern er bemühte seine Kenntnisse aus dem Chemieunterricht von früher. Man braucht eine Substanz von hier, eine andere Substanz von dort, dann muß man die vermischen – und bums – fertig ist die Chemiewaffe. So ungefähr erklärte er, unterbrochen von vielen “Ähs” und “Ahs”, was in diesen Bauanleitungen zu lesen gewesen sein soll. Herzog: “It’s as simple as that”.

Wahrscheinlich trugen die Terroristen diese Bauanleitungen für Chemiewaffen bei sich für den Fall, daß ihnen im terroristischen Eifer die Munition oder sonstwas ausgeht und sie sich deshalb schnell eine Chemiewaffe basteln müssen. Von der gefundenen Schutzausrüstung, die sie bräuchten, um sich bei ihrer Bastelei nicht selbst zu vergiften, war nichts zu lesen. Von den Chemikalien auch nicht, die sie zum spontanen Bau einer Chemiewaffe nach Al-Qaeda-Art gebraucht hätten. Na egal, wahrscheinlich haben sie das alles im Gazastreifen liegen lassen aus Versehen. Hauptsache, sie hatten die Bauanleitung dabei. Kein gräßlicher Terrorangriff ohne eine Bauanleitung für Chemiewaffen in der Terroristenjacke. Das lernt der Terrorist schon im ersten Semester: Willst du grausam sein wie nie, brauchst du die Hilfe der Chemie.

Ein Hundsfott, wer hier an den ehemaligen US-Außenminister Colin Powell denkt, der im UN-Sicherheitsrat zur Begründung für den US-Einmarsch in den Irak am 5. Februar 2003 eine Labor-Phiole in die Kameras hielt mit der Behauptung, es befände sich irakisches Anthrax darin, weswegen Saddam Hussein nun ganz schnell das Handwerk gelegt werden müsse. Der Finsterling baue Massenvernichtungswaffen der chemischen Art. Das stellte sich später als frei erfunden heraus. Malheur, Malheur. Unklar ist, was in der legendären Labor-Phiole für die Kameras tatsächlich zu sehen gewesen war. Es könnte Mehl gewesen sein. Oder Puderzucker. Vielleicht auch eine Spermaprobe von Powells damaligem Chef, dem Verkünder des amerikanischen “Wars Of Terror” nach dem Anschlag vom 11. September 2001. Die unverbrannte Bauanleitung für Chemiewaffen wurde damals vor der Ruine des WTC aus der Asche gezogen. Moment, falsch. Es war der unverbrannte Reisepaß von Flugkapitän Ata, Mohammed. Sofort war klar, wie’s wohl gekommen sein muß, das Ganze.

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Colin Powell im UN-Sicherheitsrat am 5. Februar 2003 – Screenshot “bluewin.ch”

Das Tunnelsystem unter dem Gazastreifen

Der nächste Hundsfott wäre einer, der behauptet, die israelische Regierung führe einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser. Das stimmt nämlich nicht. Was da im Gazastreifen allerweil passiert, sieht nur so aus, als handele es sich um einen Völkermord nach UN-Definition und ein Kriegsverbrechen nach Definition des Genfer Abkommens. Über 5.000 tote Zivilisten bei den Palästinensern soll es schon geben – und die Sache ist noch lange nicht vorbei. Die geplante Bodenoffensive hat noch gar nicht richtig begonnen. Tatsächlich führen die Israelis einen Krieg gegen die mörderische Hamas, nicht einen gegen die Palästinenser. So etwas kann ganz leicht einmal nach Völkermord und Kriegsverbrechen aussehen, ohne daß es sich deswegen auch wirklich um solche Widerwärtigkeiten handelt. Ein unfehlbarer Gerechtigkeitssinn bewahrt aber den pauschalen Israelfreund gottlob davor, die Dinge zu verwechseln. Wenn einer “Völkermord” und “Kriegsverbrechen” sagt, dann winkt er müde ab und sagt gähnend, daß außer ihm doch niemand eine Ahnung hat. “Völkermord” und “Kriegsverbrechen” kann schließlich jeder. Nur die Israelis können es nicht. Der pauschale Israelfreund ist sich da sehr sicher.

Das Dumme am Gazastreifen ist, daß er über die Jahre von den Palästinensern untertunnelt wurde. Ein enormes Tunnelsystem ist da entstanden, mit Ein- und Ausgängen bis nach Ägypten, mehrere hundert Kilometer lang. Dieses Tunnelsystem, wo vermutlich die Geiseln gefangen gehalten werden, die bei dem bestialischen Terrorangriff auf israelische Zivilisten am 7./8. Oktober verschleppt worden sind, macht dem israelischen Verteidigungsminister Gallant und der IDF-Führung erhebliches Kopfzerbrechen. Eigentlich wollen sie keine israelischen Soldaten dort hineinschicken. Die Risiken sind unkalkulierbar. Besser wäre, man könnte alle, die sich in diesem Tunnelsystem aufhalten, dazu zwingen, es zu verlassen. Aber wie? Vorschläge gab es schon: Das ganze Tunnelsytem fluten. Wasser gibt es genug. Die levantische Küste liegt sozusagen vor dem Tunneleingang. Aber es kommt noch besser.

Die Hamas ist bekanntlich, wie auch der IS und die Al Qaeda, eine westliche Gründung. Die Hamas wurde am 10. Dezember 1987  als politische Organisation ins Leben gerufen. Hervorgegangen ist sie aus der Muslimbruderschaft des Scheichs Ahmed Yassin und weiteren Muslimbrüdern. Das sind Strohmänner gewesen. Finanziert wurde das Ganze wesentlich von Israel selbst, um eine politische Organisation zu haben, die der terroristischen PLO/Fatah zu Arafat-Zeiten die Anhänger abspenstig macht. Damit es nicht so auffällt, durfte die Hamas schon in ihrer Gründungsurkunde schreiben, daß sie den Staat Israel ausradieren will. In der israelischen Regierung scheint man das aus unerfindlichen, wirklich total unerfindlichen Gründen nie richtig ernstgenommen zu haben. Anders ist kaum zu erklären, daß Benjamin Netanyahu noch 2019 erklärte, daß, wer einen Palästinenserstaat verhindern wolle, die Hamas finanzieren müsse. Als die Hamas 2007 nach einer nie beanstandeten, hochdemokratischen Wahl zur Quasiregierung der Palästinenser im Gazastreifen gewählt worden war, ist sie nie wieder abgewählt worden. Es gab einfach keine Wahlen mehr. Im Oktober 2023 jedoch scheint Netanyahu die Hamas nicht mehr finanzieren zu wollen. Nur den Palästinenserstaat lehnt er genauso ab wie eh und je. Irgendetwas muß da ganz gräßlich schiefgelaufen sein.

Jedenfalls sitzen diese Terroristen mit ihren Geiseln zusammen höchstwahrscheinlich in den Tunneln unter dem Gazastreifen. 36 Orte im Gazastreifen sind durch diese Tunnel miteinander verbunden.

Der  Sohn des Hamasgründers

Dieser Tage nun tauchte in den Westmedien der Sohn eines der Hamas-Gründer auf, ein Geläuterter, der sich von der Hamas losgesagt hat und sie verabscheut. Ein Wunder! Wie schön. Bislang hatte man noch gar nichts von seiner Existenz gewusst. Mosab Hassan Yousef heißt er, der Gute.

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Mosab Hassan Yousef – Screenshot YouTube

Und dieser Mosab Hassan Yousef hatte nun eine ganz formidable Idee, was die Tunnel unter dem Gazastreifen betrifft: Man könnte Gas einleiten, meinte er. Da kann meinereiner nur sagen: Wie wunderbar, daß das keinem Israeli eingefallen ist. Da käme ja zu “Völkermord” nach UN-Definition und “Kriegsverbrechen” nach dem Genfer Abkommen noch eine drittes Mißverständnis hinzu. Das muß nun wirklich nicht sein. Gut, daß sich dieser Mosab Hassan Yousef gemeldet hat. Und gut, daß er gleich als Sohn eines Hamasgründers der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Die glaubt das nämlich ganz bestimmt. Und wenn der geläuterte Sohn des Hamasgründers was von Gas daherschwafelt, dann ist das gleich ganz etwas Anderes. Das könnte man sich vielleicht gerade noch leisten. Außerdem pressiert’s, wie die gefundenen Bauanleitungen für Chemiewaffen nahelegen, welche die getöteten Terroristen aus total naheliegenden Gründen bei sich hatten. Die Geiselnehmer basteln höchstwahrscheinlich Chemiewaffen nach Al Qaeda-Art in den Tunneln da unten, während sie nebenbei die Geiseln bewachen. Sachen gibt’s?

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