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Gremlizas Erbe: Israels treuester Freund war ein Kommunist

Wird Israel seine Freunde überleben? Diese Frage hat historische Dimensionen, denn das Schweigen oder Wegsehen, das Nicht-wahrhaben-wollen und verharmlosen, hat viel mit Charakter zu tun. Und dieser Frage begegneten wir schon – als inzwischen ins grosse schwarze Nichts konvertierte Abendländer – am Anfang unserer Zeit.

Von Hans S. Mundi

Wer es bibelfest haben möchte: Die berühmten Jünger eines humanistischen Untergrund-Predigers, der Sinnstifter einer Bewegung gegen (den römischen) Imperialismus und diktatorische Herrschaft war, Petrus und Judas, verrieten beide ihren Anführer Jesus – Judas verkaufte den Herrn für 30 Silberstücke (Mt 26,15), und Petrus verleugnete ihn in jener Nacht dreimal (Lk 22,54-62): „Nein, den Typ kenne ich nicht, noch nie gesehen!“ – die Worte eines schleimigen Verräters, eines feigen Freundes, würden heute wohl so ähnlich lauten. Genau diese Szene wiederholt sich nun seit mindestens 2000 Jahren, an vielen Orten der Welt, immer und immer wieder.

Ein Pfarrer erinnert auf ewig: Passiv in den Holocaust

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.

Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“ – Martin Niemöller, deutscher Pfarrer im Dritten NS-Reich

In Gefahr und größter Not bringt der falsche Freund den Tod

Die Macht des Bösen ist seit Jahrtausenden auf diesem Planeten zuhause und immer und überall geht es um die individuelle Entscheidung zwischen aufrechtem Gang oder Unterwerfung, zwischen wendehalsigem Opportunismus und mutigem Widerstand. Nach biblischer Überlieferung war ein Kuss das verabredete Zeichen, mit welchem Judas seinen „Freund“ Jesus im Garten Gethsemane für seine Gegner, die bewaffneten Paladine der Römer, zur Gefangennahme identifizierte (Mt 26,48 par.). Der Judaskuss, wir kennen ihn, wir werden ihm gleich wieder begegnen. Der Judaskuss gehört zum festen Inventar der Deutschen seit 1933 – bis heute. Wir erkennen dieses an vielseitiger Falschheit, an falscher Empörung und falscher Anteilnahme. Wir sind nicht ganz echt.

Das Pöbeln der Lämmer

„Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde“, sagte ebenfalls in einem historischen Zitat der bewundernswerte Martin Luther King, ein christlicher amerikanischer Bürgerrechtler, der die unmenschliche „Rassentrennung“ in den USA durch friedlichen Protest überwinden half. Schweigen? Wir können auch anders. Deutsche können sogar pöbelnd schweigen, denn sie sind Meister der Polemik, des Zynismus und der Verdrehung von Fakten. Israel verliert bei einem kriegerischen Angriff 1400 Menschen durch einen terroristischen Überfall, der ein einziges barbarisches Massaker aus Blut und Leichenteilen ist, aus Folter, Mord und u.a. perverser sexueller Leichenschändung, zusätzlich noch werden bei diesem Terrorakt mindestens 220 Geiseln genommen und in den Herkunftsort der islamischen Terroristen verschleppt – und in Deutschland geschieht ein Wunder. Pöbelndes Schweigen oder auch: Wir lassen pöbeln und schauen weg. Kaum zwei, drei Tage vergehen und schon ist die angebliche Trauer und das simulierte Fernmitgefühl mit den „Israelis“ (= Juden!) vorbei. Ich erinnere Tag Zwei nach diesem Mini-Holocaust in Israel, diesem Moment unfassbaren Schreckens, als nebenher der Fernseher lief. Ich war nicht konzentriert dabei, schnappte nur eine Zeile auf, sinngemäß: „In Deutschland kam es … auf deutschen Straßen kam es … zu zahlreichen Demonstrationen.“ Na klar, dachte ich, was für eine Sauerei, was sind das auch für Dreckschweine, die anderen sowas antun können. Sehr gut, dass es nun auch zu Demos gegen den Terror der Hamas kommt, gegen diesen fanatischen Hass aus der riesigen muslimischen Welt auf das kleine Israel. Denkste. Der Fernseher lief weiter. Ich hörte plötzlich „zahlreiche Menschen in mehreren Städten demonstrierten gegen Israels Angriffe auf den Gaza-Streifen … in Berlin kamen Hunderte von Demonstranten auf die Strassen und protestierten gegen die israelischen Maßnahmen, hierbei kam es teilweise zu gewalttätigen Ausschreitungen…!“ – ich war fassungslos und habe den Fernseher ausgeschaltet. Es war mir schlagartig klar, in welchem Land ich lebe und mit was für abscheulichen Charakterkreaturen ich die Atemluft hier teilen muß.

Ein Kommunist für Israel

„Israel ist der Staat, dessen ganzer Zweck der Schutz jüdischen Lebens ist. Verlören die Juden ihn, wären sie erneut den Launen der Antisemiten und anderer Proletarier aller Länder preisgegeben. Wer staatliche Herrschaft angreifen will, hat weltweit 200 Stück zur Auswahl. Eine Linke, die aus eigener Kraft so gut wie nichts mehr vermag, sollte wenigstens alles unterlassen, was Israel im Kampf um seinen Bestand behindern könnte.“ https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/ein-kommunist-fuer-israel/ – Die Staatengründung Israels fiel nach dem Zweiten Weltkrieg mitten hinein in den beginnenden Ost-West-Systemkonflikt. Deutschland wurde auch aufgrund seines Megamassakers an den Juden in den KZ-Gefangenenlagern von den Alliierten geteilt. Da wir uns niemals politisch aus eigenem politischen Widerstand selbst befreit hatten sondern „nur“ durch eine multinationale militärische Allianz besiegt wurden, kam es über viele Jahren im Westen der Republik zu teil erbittertem und erbärmlichem Streit über die Frage, ob wir denn 1945 „befreit oder besiegt“ wurden. Allein daraus ließ sich erkennend ableiten, dass die geteilten Deutschen sich auch noch in der West-BRD nicht ganz klar waren, wer sie eigentlich sind und was sie wollen. In der DDR war es einfacher: An der Seite Stalins hatte man nun Hitler und gleich auch noch den Kapitalismus besiegt; die USA waren nun der Hauptfeind mit all seinen Vasallen, wozu auch der junge Staat Israel gehörte, der die „armen Palästinenser“ unterdrückte. Diese schrägen Ost-Linken waren sich schon kurz nach dem Holocaust in ihrer DDR einig, dass Hitlers „Endlösung der Judenfrage“ nun durch ein „Ami Go Home“ plus „Free Palestine“ ersetzt werden musste. Völlig irre Zielsetzung der DDR-Ideologen: In einem sozialistischen Palästina hätten dann angeblich auch die Juden endlich ihre Freiheit, nämlich die Befreiung von privaten Produktionsmitteln und Grundbesitz, so ähnlich wie in der DDR. Den schönen Sozialismus sollten sie sich am Ende dann mit muslimischen, antijüdischen Palästinensern teilen. Völker, hört … die Internationale erkämpft das Menschenrecht. Na, merken Sie was…?!

Hitlers Hamas marschiert nun auch mit linken Lumpen

Ausgerechnet in die vielgestaltige West-Linke drang dieses Hitler-Erbe in Tarnklamotten ebenso ein. Die 1968er kamen und im Gefolge dieses sich schon bald ausdifferenzierenden Movements mit der Nähe zur individualistischen Popkultur texteten die West-Berliner „Haschrebellen“ beziehungsreich ein fatales Motto: „High sein, frei sein, ein bisschen Terror muss dabei sein“. Der Terror sollte kommen, nicht nur über die RAF sondern auch über die befreundeten Genossen der im Geiste bereits wiedervereinigten Deutschlinken und deren Bündnispartner PFLP, der „Palästinensischen Befreiungsfront zur Befreiung Palästinas“. Flugzeugentführungen, Palästinensertücher um die linken Hälse, Arafat-Poster in den Hasch-WG’s neben Che Guevara – und dann das bestialische Massaker (!) bei den Olympischen Spielen in München 1972 an der gesamten (!) israelischen Sportmannschaft. Links und frei, Vorwärts im antiimperialistischen Kampf. Völker, hört die Internationale. Die Linken avancierten weitgehend unreflektiert zur nützlichen fünften Kolonne panarabischer, neoosmanischer und proislamisch-theokratischer Untergrundbewegungen, die zu Zeiten der Sowjetunion und dem erstarkenden Rotchina als antikolonialistisch gut getarnt in linken Aktionseinheiten (unerkannt!) mitliefen. Diese Funktion blieb bis heute erhalten und wurde sogar ausgebaut, nun verstärkt als Helfershelfer des missionarischen Islam. Nur einer in der gesamten west- und ostdeutschen Linken erkannte diesen neuen Faschismus unter seiner Tarnkappe und warnte und warnte und warnte. 45 Jahre lang. Hermann L. Gremliza.

Deutschland ersäuft das humanistische Erbe in seinen Krokodilstränen

Der Mann, der fast mal „Spiegel“-Chefredakteur hätte werden können, war ein typisch nassforscher Hanseat. Schneidig und bissig, wie auch SPD-Mann Helmut Schmidt sein konnte. Wenn dann noch die überhöhte Tonlage der feinen Hamburger Elitenkreise hinzu kommt, also die berüchtigte „Hamburger Arroganz“, dann geht es schnell in Richtung Selbstherrlichkeit – als die Ostdeutschen nach der Wende den Begriff „Besserwessi“ erfanden, da müssen sie vor allem piekfeinen Hanseaten über den Weg gelaufen sein (aus diesen sehr reichen Kreisen kommt auch Luisa Neubauer!). Der Publizist und Eliten-Kommunist Hermann L. Gremliza starb am 20. Dezember 2019 im Alter von 79 Jahren. Die liberale Gesellschaft verachtete er zutiefst, selbst der schlechteste Sozialismus war für ihn noch besser war als der beste Kapitalismus – im reichen Hamburg gab es dazu dann auch gern mal Champagner und Hummer mit Austern. Doch bei aller Widersprüchlichkeit war dieser typisch westdeutsche Salon-Elitenkommunist stets konsequent – auch gegen alle Genossen: Gremliza war und blieb ein engagierter Feind jedes Antisemitismus, einschließlich des Antizionismus, er war gegen jegliche Unterminierung des Staates Israel und blieb bei aller Ablehnung der USA bis zu seinem Tod ein Feind auch der vielen falschen Freunde der Israelis und ihrer angeblich „so gut gemeinten Ratschläge“ für das israelische Volk. Was in diesen Tagen nun geschieht, hatte Gremliza immer befürchtet, immer geahnt, immer davor gewarnt – gewarnt vor der konzertierten Vernichtungsattacke auf den Staat Israel in einem Mehrfrontenangriff, von den Linken sämtlicher Couleur begünstigt, verharmlost und gerechtfertigt.

Hitlers Erbe wird angenommen: Es wächst zusammen, was zusammen gehört

Schon vor Jahren hatte ich es bei einem Vortrag erwähnt: Im Hass auf die Juden und ihren Staat Israel finden sich die Extremisten aller faschistoiden Lager zusammen, Linke und Rechte und islamophile Religionsfanatiker. So ist es nun auch jetzt. Und das Erschrecken ist plötzlich in den vermerkelten Medien teils riesengroß. Aber worüber denn eigentlich? In der „FAZ“ schreiben soeben in einer jüdisch-muslimischen Kolumne die Autoren Saba-Nur Cheema und Meron Mendel: „Unter den propalästinensischen Aktivisten sind nicht nur Muslime zu finden. Bei einigen Linken scheint der moralische Kompass völlig verdreht. Wie etwa die österreichische Feministin Nicole Schöndorfer, die zur Ehrung der „300 Märtyrer aus Gaza“ – damit meinte sie die Hamas-Terroristen – aufrief. In Berlin missbrauchten Demonstrantinnen den Slogan der iranischen Protestbewegung „Frau, Leben, Freiheit“. Ganz ohne zu merken, dass der engste Verbündete der Hamas das iranische Ajatollah-Regime ist. Es mag bekannt vorkommen, dass Menschen, die sich als progressiv und links definieren, Massenmord „für den guten Zweck“ rechtfertigen.“https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/muslimisch-juedisches-abendbrot/warum-so-viel-hass-auf-israel-muslimisch-juedische-kolumne-19263337-p2.html

Tja, die Linken sind auch als Massenmörder beachtlich in Erscheinung getreten, wenn dieses Lager das Wort „Moral“ in den Mund nimmt, klingt das wie „Mord“, die beiden Autoren fahren fort: „Von Stalin über Mao bis zu den Roten Khmer in Kambodscha – es gab schon immer welche, die die schlimmsten Verbrechen gegen die Menschheit als Befreiungskampf der Unterdrückten deuteten. Interessanterweise verbindet Israelhass Gruppen, die sonst wenig miteinander teilen: Islamisten und queerfeministische Linke, Kommunisten und türkische Nationalisten, Anhänger und Gegner des iranischen Regimes.“https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/muslimisch-juedisches-abendbrot/warum-so-viel-hass-auf-israel-muslimisch-juedische-kolumne-19263337-p2.html

Wenn der moralische Kompass kaputt ist

Wen wundert es denn wirklich. Dieses ständige „Nie wieder“ aus dem Mund auch vieler linker Politiker, bis tief in die nach links gedriftete CDU hinein, war doch in etwa so bedeutsam wie ein „Wir wünschen frohe Weihnachten“. Die politisch korrekten Werte-Propheten und Haltungsexperten erweisen sich in die Tagen als das, was sie sind, moralische Wichtel, Wendehälse, Wortspieler. Und mehr als das. Der Fantasie scheint es keine Grenzen zu setzen, wenn es um Meinungen über das aktuelle Geschehen in Israel geht. Sämtliche denkbaren Hintergründe werden heran gekarrt um Hamas-Heiligenscheine zu basteln. Let’s Schwurbel: Der Mossad steckt dahinter. Israel hat die Hamas selbst gegründet um die Einheit der Palis zu erschweren. Israel hat den tödlichen Angriff auf Land und Leute wohl kalkuliert um einen Anlass zu haben, damit man endlich Palästina zerschlagen kann. Klaus Schwab steckt dahinter, weil er mit George Soros an günstigen Ländereien interessiert ist. Die Amis stecken hinter der Hamas, weil sie vom bereits verlorenen Krieg gegen Russland in der Ukraine ablenken wollen. Putin steckt dahinter, weil er den Westen schwächen will. Netanjahu hat das eingefädelt, weil er gegen Klimaschutz ist und den Bau von Fahrradwegen in Gaza verhindern will.

Kurz: Wir nähern uns einer interessanten Gesamttheorie, nämlich dass Israel sich selber angegriffen hat, um dann den ganzen Nahen Osten anzugreifen oder so oder so ähnlich oder auch wieder ganz anders. Wie wäre es ganz einfach mit: Dahinter stecken Ausserirdische…?!

In einer seiner Kolumnen schrieb Hermann L. Gremliza, der seit Tagen im Grab rotieren dürfte, über die mentale Verfassung der oft bizarr argumentierenden Israel- und Judenhasser einen traurigen Satz, der durchtränkt ist von einer scheinbar riesigen Distanz mit der man den Juden gerade hierzulande immer begegnete, besonders unter etablierten Wohlstandslinken, aber bis ins konservative Lager hinein. Gremliza kannte vor allem die etablierten Linken sehr gut, vor allem auch die falschen Moralapostel in den Medien: „Die Deutschen werden den Juden den Holocaust nie verzeien.“

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