Deutschland wird zum Industriefriedhof - dank Habeck (Foto: Collage)

Von nichts kommt nichts

Die Redewendung, die dem ein oder andren vielleicht noch aus elterlichem Munde verkündet im Ohr klingt, verweist hier auf den Zustand der deutschen Wirtschaft im Allgemeinen und den Zustand des Fachkräftereservoirs in den MINT-Bereichen. Denn das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. hat seinen MINT-Herbstbericht 2023 vorgelegt.

Von Hans-Peter Hörner

Was die Studienautoren vor ein paar Tagen in Berlin präsentierten, zeichnet ein wenig hoffnungsfrohes Bild des Industriestandorts Deutschland. Die Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass „das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Jahr 2023 um etwa 0,5 (IW Köln) bzw. 0,6 Prozent (Gemeinschaftsdiagnose [der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute]) schrumpfen“ wird. Der festgestellte konjunkturelle Einbruch macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Studienautoren ermittelten im jetzigen September etwa 476.400 zu besetzende Stellen. 195.920 Personen, die gerne einem MINT-Erwerbsberuf tätig wären, aber arbeitslos gemeldet sind, werden gegengerechnet. Das ergibt bei „einer unbereinigten Betrachtung“, „dass über sämtliche Anforderungsniveaus bundesweit mindestens 280.480 offene Stellen in MINT-Berufen nicht besetzt werden konnten.“ Das bedeutet, dass im Vergleich zum Rekordwert aus dem September 2018 die MINT-Lücke um 15,5 Prozent gesunken ist. Trotzdem liegt sie „aber immer noch auf dem vierthöchsten Septemberwert seit Beginn der Aufzeichnungen.“ Und obwohl das Kölner Wirtschaftsforschungsinstitut einen steigenden MIINT-Bedarf durch den Transformationsdruck der bundesdeutschen Wirtschaft sieht, lässt man sich über die Ursachen des Mangels eher spärlich aus.

Als Weg aus der Mängelkrise sehen die Studienautoren – wie soll es anders sein – die Zuwanderung. Einerseits wirken sich laut Studie bessere Bildungschancen in der Gesellschaft langfristig für das MINT-Fachkräfteangebot aus, doch „kurz- bis mittelfristig wirken sich Maßnahmen bei den Potenzialen von Frauen, Älteren und Zuwandererinnen und Zuwanderern positiv aus.“ Um den tatsächlichen Zustand der Bildungsqualität zu erfassen, will man Tests und Lernstandserhebungen durchführen. Coronabedingte Lernlücken sollen durch individualisierte Lern- und Wissensvermittlungskonzepte geschlossen werden und qualifiziertes Personal sollte an den Schulen für bedarfsgerechte Angebote bereitgestellt werden. Die Digitalisierung der Bildungseinrichtungen soll mithilfe einer „Kompetenzsteigerung“ in Mathematik und Naturwissenschaften flankiert werden. Wie das MINT-Meter zeigt, besteht Nachholbedarf bei den Kompetenzen. Man will digitale Medienbildung in die frühkindliche Bildung integrieren und zusätzlich den Informatikunterricht an Schulen flächendeckend ausweiten. Ausdrücklich positiv bewerten die Studienautoren das System der beruflichen Bildung in Deutschland und an dieser Stelle ließe sich der Forderungen- und Maßnahmenkatalog der IW-Forscher deutlich länger fortsetzen. Doch bei alldem, bei all den vorgeschlagenen Lösungsansätzen für das MINT-Problem werden vor allem die Zustände und Hintergründe für die fatale Situation zumindest indirekt erkennbar.

Im Grunde genommen ist ein langjähriges und breites Versagen der politischen Verantwortlichen in der Bildungspolitik die Hauptursache für die MINT-Mangelerscheinung. Zu den Versäumnissen einer zum allergrößten Teil links gewichteten Bildungspolitik gehört der Kampf gegen Leistungsstandards, um durch die Suggestion und Gewährung von Chancengleichheit durch honorierte Minderleistung den Umbau der Gesellschaft voranzutreiben und um Wählerschichten zu erschließen und zu binden. Dazu gehört auch der fahrlässige Umgang mit der Massenmigration, die für die Arbeitgeber eine frei verfügbare, in mancherlei Hinsicht existentiell abpressbare Niedriglohnarbeiterschaft garantiert und für die politische Linke ein dankbares Wählerreservoir schafft.

Am Geld kann es jedenfalls nicht liegen, dass der bildungspolitische Auftrag so wenig von den Altparteien erfüllt wurde. Neben generierten Rekordeinnahmen des Staates werden die Mittel allerdings fehlverwendet: Über eine Milliarde für den „Kampf gegen Rechts“, 22 Milliarden für die Ukraine und mehr als 20 Milliarden im Jahr für die sogenannten Flüchtlinge. Dazu kommt, dass das repressive Meinungs- und das depressive Wirtschaftsklima den Abwanderungswillen Hochqualifizierter befördert. Jedes Jahr verlassen 180.000 Deutsche das Land. Davon haben 75 Prozent einen Hochschulabschluss und sind zwischen 25 und 39 Jahre alt. Unter den 38 OECD-Ländern liegt die Bundesrepublik mit der Auswandererquote von 5,1 Prozent auf Platz der drei der Spitzenpositionierten. Das Übel ist also nicht über das etablierte Flickwerk zu bewältigen, es muss vielmehr über einen umfassenden Politikwechsel angepackt werden.

Der Report zum Download: MINT-Herbstreport_2023.pdf und MINT-Herbstreport 2023: Mehr MINT-Lehrkräfte gewinnen, Herausforderungen der Zukunft meistern – Institut der deutschen Wirtschaft (IW) (iwkoeln.de)

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