Symbolfoto: Drazen Zigic/Shutterstock

Naivität trifft „Weltverbesserer“ mit Agenda

Während das deutsche Schulsystem neben vielen anderen Problemen vor allem mit dem Mangel an Lehrkräften zu kämpfen hat, formieren sich Organisationen, die die Notlage ausnützen wollen. Sie wollen nämlich ihre politischen Ziele durchsetzen und dies als Lehrtätigkeit verkaufen.

Von Hans-Peter Hörner

Vielleicht war es Naivität, vielleicht war es in der Unwissenheit oder „Haltung“ des Artikelverfassers begründet, aber „Das Deutsche Schulportal“ der Robert Bosch Stiftung verkündete jüngst eine seriös wirkende Teillösung des Lehrermangels, die bei genauem Hinsehen befremdete. Die vorgestellte Teillösung geht so: „Externe Experten“ sollen „heikle oder komplexe Themen“ in den Unterricht einbauen und spezielle Thematiken vertiefen dürfen, also das ergänzen, was aufgrund des Lehrermangels angeblich nicht ausreichend gelehrt werden kann. Mit den „speziellen Thematiken“ sind Klimabildung, Zukunftsforschung, Gewaltprävention, Demokratiebildung, Tierrechte, Sexualkunde, Wirtschaft, Medienkompetenz und Wissenschaft gemeint. Es sind nicht „harte“ Themen wie Mathematik, Physik, Informatik und so weiter, nein, das, was „Das Deutsche Schulportal“ gelistet hat, sind offerierte Bausteine ideologisierter Pseudo-Wissenschaft. Doch wer hätte ein Interesse an der Indoktrination der Schüler? Die Quereinsteiger und reaktivierten Pensionisten als Lehrkräfte sind außen vor, ein Blick auf die Anbieter der „externen Experten“ hilft da schon weiter.

Es sind nicht nur relativ unverdächtig wirkende Organisationen, wie die jeweilige Länderpolizei, die als „Cop4U“ Präventionsprogramme zur „Kinder- und Jugenddelinquenz“ zum Thema „Gewaltprävention“ anbieten. Wobei man auch hier nicht weiß, was dem ein oder anderen Jugendbeauftragten der Polizei im „Kampf gegen Rechts“ der Kariere wegen alles einfällt – die Politisierung der Polizei ist spätestens seit Corona ein sattsam bekanntes Thema, das der Aufarbeitung dringend bedarf. Man kann sich in dem Zusammenhang auch fragen, was genau das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter der Führung des Herrn Habeck zum Thema „Wirtschaft“ in die Schulklassen einbringen will.

Beim Thema „Klimabildung“ werden die Dinge allerdings schon klarer: Hier bieten sich als Dozenten für Schulen über die sogenannte „Public Climate School“ Leute, wie der Chemieprofessor und Klimaaktivist Prof. Dr. Sebastian Seiffert aus Mainz an, aber auch sogenannte MAPA-Aktivisten. Das sind „Most Affected People and Areas“. Dieser Begriff repräsentiert „Gruppen und Territorien […], die übermäßig vom Klimawandel betroffen sind, unter anderem Frauen, ethnische Minderheiten, junge, ältere und arme Menschen. […] Im Speziellen durch das Aufkommen von Graswurzelbewegungen, die als Ziel Klimagerechtigkeit anstreben – wie etwa FridaysForFuture, Ende Gelände oder Extinction Rebellion wurde der Austausch zwischen diesen Gruppen im Kontext von Klimagerechtigkeit wichtiger.“

Dem Thema „Sexualkunde“ würden sich Vertreter des eingetragenen Vereins F/A/Q Health Foundation widmen. „Das Deutsche Schulportal“ bewirbt den Anbieter, indem es dessen „Mission“ beschreibt: „Junge Menschen, die von FAQ YOU in einer eigenen Academy ausgebildet werden, bieten Lehrerinnen und Lehrern aktuelle Informationen aus der Wissenschaft, moderne Unterrichtsmaterialien und Videoinhalte zur Unterrichtsgestaltung der Sexualkunde. […] Das Ziel von FAQ YOU ist es, den Sexualkundeunterricht in allen modernen Facetten abzubilden, ganzheitlich zu gestalten, Schülerinnen und Schülerinnen auf Augenhöhe abzuholen und die wichtigsten Fragen rund um die Themen Sex und Liebe zu beantworten.“ Den Verein vertritt unter anderem Daniel Nagel, der seit Juni 2022 auch als „Goalkeeper“ der Bill & Melinda Gates Foundation fungiert. Zu den „Goalkeepers“ heißt es, dass sie sich als Gemeinschaft für die Erreichung der 17 Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung ein[setzen], einem ehrgeizigen Plan für eine bessere Zukunft für alle bis 2030, auf den sich alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen geeinigt haben.

Interessant wird es auch beim Thema „Demokratiebildung“. Hier steht das Netzwerk für Demokratie und Courage e. V. (NDC) bereit. Mit dem NDC will ein Projekt in die deutschen Klassenzimmer, das „zuerst im Semperkreis als lockerer Zusammenschluss verschiedener Jugendorganisationen in Sachsen [startete]. Dazu zählten die DGB-Jugend, die Junge Linke.PDS, die Jusos, SJD – Die Falken, die Grüne Jugend sowie die Naturfreundejugend.“ Vorstandsvorsitzender des NDC ist seit 2016 der DGB-Funktionär Ralf Hron, stellvertretende Vorsitzende sind die Bundestagsabgeordneten Monika Lazar (B90/Grüne) und Susann Rüthrich (SPD).

„Medienkompetenz“ soll den unbedarften Schülern schließlich vom Verein „Journalismus macht Schule – Verein zur Förderung von Informations- und Nachrichtenkompetenz e.V.“ aus Hamburg vermittelt werden. Und da steht wirklich die geballte Kompetenz des heutigen Medienbetriebs hinter. Vorsitzender des Vereins ist der Journalist Jörg Sadrozinski, der von 2011 bis 2017 Leiter der Deutschen Journalistenschule war und seit 2017 die Reporterfabrik von Correctiv führt. Die Faktenchecker von Correctiv sind nicht nur Spendenempfänger aus George Sorros Open Society Foundation, sie haben sich auch schon mehrfach durch linkstendenziöse Arbeit ausgezeichnet und entsprechend massiv an Glaubwürdigkeit verloren. In jedem Fall könnten die Schüler allerdings das Verfassen und Plazieren von Fake News und echten „Haltungsjournalismus“ erlernen.

Weitere Angebote sind in dem Zusammenhang ebenfalls aufgrund ihrer Hintergründe fragwürdig, denn wer glaubt, dass die zwei genannten Organisationen heikle und komplexe Themen mit der gebotenen Neutralität vermitteln werden, ist entweder naiv oder schief gewickelt. Ganz offensichtlich geht es darum, dass rot-grüne „Lobbyisten“ in die Klassenräume eindringen können, um ihren öko-religiösen Unfug in den Köpfen der Schüler zu implementieren. Und ganz offensichtlich geht es auch einer Stiftung wie der Bill & Melinda Gates Foundation über möglicherweise nachgeschaltete Vereine darum, ihre schlichten merkantilen Interessen, die im humanitären Kleid gewandet sind, durch zusetzen. Die Antwort zu den genannten „wichtigsten Fragen rund um die Themen Sex und Liebe“ treffen sicher gerade bei pubertierenden Jugendlichen auf fruchtbaren Boden. Wir sollten schleunigst zusehen, dass der deutsche Bildungsnotstand nicht von Ökoradikalen und sonstigen Geschäftemachern ausgenutzt und für ihre schädlichen Ziele missbraucht werden kann.

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