Stephan Kramer, Chef des thüringischen "Verfassungsschutzes" - (Foto: Imago)

Der AfD-Oberbürgermeisterkandidat und der Verfassungsschutz

Jörg Prophet, Oberbürgermeisterkandidat der AfD für das schöne Nordhausen in Thüringen, wird vom thüringischen “Verfassungsschutz” beobachtet. Aber warum? Der MDR weiß mehr. Meinereiner weiß noch mehr: Ein thüringischer Hundsfott müsste sein, wer nicht vom dortigen “Verfassungsschutz” beobachtet wird. Die Beobachtung durch den thüringischen “Verfassungsschutz” kommt einer Adelung gleich.

von Max Erdinger

Also schrieb der MDR auf seiner Seite in der Rubrik “Nachrichten”: “AfD-Kandidat Jörg Prophet geht als Favorit in die Oberbürgermeisterwahl von Nordhausen. Kurz vor der Stichwahl am 24. September kommen weitere Details über sein Weltbild ans Licht. Im Jahr 2021 wurde Prophet im Thüringer Verfassungsschutzbericht erwähnt. Der Inland-Nachrichtendienst bescheinigt dem AfD-Kandidaten ein ‘geschlossenes revisionistisches Geschichtsbild’.” – Ist es die Möglichkeit? Prophet ist erst erwähnt worden und hat dann auch noch eine Bescheinigung beantragt? – Natürlich nicht. Kramers knallroter Schnüffelclub, der die schlechte politische Verfassung schützt, in der sich Thüringen noch befindet, stellt solche Bescheinigungen einfach so aus. Kommt Zeit, kommt Rat. Nicht mehr lange, und der thüringische “Verfassungsschutz” wird es sein, der Bescheinigungen ausgestellt bekommt, die er nicht beantragt hat.

Joerg Prophet
Jörg Prophet – Screenshot MDR

Aber trotzdem: Was soll das sein, so ein “geschlossenes revisionistisches Weltbild”? Und wäre es grundgesetzwidrig, wenn jemand ein solches Weltbild hätte? Über die Vision hat man noch niemanden meckern hören. Die Grünen haben z.B. Visionen. Und nicht zu knapp. Helmut Schmidt sagte einmal, daß, wer politische Visionen hat, den Arzt aufsuchen sollte. Aber gut. Der würde heute vermutlich ebenfalls vom thüringischen “Verfassungsschutz” beobachtet werden und Bescheinigungen ausgestellt bekommen. Und Franz Josef Strauß erst! Der könnte sich vor lauter Bescheinigungen gar nicht mehr retten.

Vision wäre also in Ordnung, aber Revision nicht? Wie das denn? “Vision” heißt übersetzt “Sicht”. “Re-” wiederum heißt “rückwärts, zurück” oder überhaupt “rück- …”. Die Revision wäre also die Rücksicht oder die Zurückschau. Vor Gericht kann man z.B. “in Revision” gehen. Das heißt: Revision ist “voll knorke”. Daß Linke es nicht so mit der Revision haben, versteht sich allerdings von selbst. Deren Motto lautet schließlich “Vorwärts immer, rückwärts nimmer.” Und die Parteizeitung der Sozialdemokratisten heißt “Vorwärts”. Kein Wunder, daß ein linker “Verfassungsschutz” jedem, den er nicht mag, ungefragt mindestens ein “geschlossenes revisionistisches Weltbild” bescheinigt. Freilich sind noch viel schlimmere Bescheinigungen denkbar. “Abgeriegelt antifeministisch” wäre noch schlimmer als “geschlossen revisionistisch”, glaube ich recht ichistisch.

Jörg Prophets “Umstrittenheit” scheint also darin zu bestehen, daß er zurückgeschaut hat. Die Linken mögen es nicht, wenn jemand zurückschaut, weil sie befürchten, er könnte Sachverhalte entdecken, über die sie selbst vorher krass gelogen hatten. Der MDR gibt das auch zu: “Auf Seite 27 berichtet der Inland-Nachrichtendienst über den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke. “Geschichtsrevisionismus” lautet das Thema, also der Versuch, ein anerkanntes Geschichtsbild politisch umzudeuten.” – oh-la-la, ein anerkanntes Geschichtsbild umdeuten? Das geht natürlich nicht. Wer ein von den Nazis anerkanntes Geschichtsbild umgedeutet hätte, damals, der hätte ebenfalls eine Bescheinigung erhalten. Anfangs noch die, daß er berechtigt ist, sich in “Schutzhaft” zu begeben – und gegen Ende die, daß er sich aufhängen lassen darf von denjenigen seiner Volksgenossen, die dem “anerkannten Geschichtsbild” frönen.

Revidiert

Was also hat sich Jörg Prophet von der AfD, der haushoch führende Oberbürgermeisterkandidat von Nordhausen, rückblickend angeschaut? – Das hier zum Beispiel: “Zur Bombardierung Dresdens 1945 wird Prophet zitiert mit: ‘Schreckensereignisse und menschliche Abgründe reiht der Krieg ohne jede Gefühlsregung nacheinander auf […] und doch übertrifft der Mensch sich immer wieder selbst. Von Guernica über Auschwitz, von Hiroshima und Nagasaki zu den europäischen Leichenfeldern’.” – Na sowas? Ist es etwa nicht so? Anscheinend nicht. Kramers knallroter Schnüffelclub weiß es besser.

Der MDR schreibt: “Der Verfassungsschutzbericht kritisiert, dass Prophet geschichtsrevisionistische Schuldabwehr betreibe. Nicht “der Krieg” war für Schreckensereignisse verantwortlich, sondern Nazi-Deutschland hatte den Zweiten Weltkrieg begonnen. Auch vergesse Prophet zu erwähnen, dass Deutsche die baskische Stadt Guernica bombardierten, die Gaskammern von Auschwitz betrieben und für die europäischen Leichenfelder verantwortlich waren. Auch die Atombomben-Abwürfe über Japan seien eine Folge des deutschen Angriffskrieges gewesen. Der Text ‘solle die historische Schuld des deutschen Volkes relativieren oder beschweigen’, schreibt der Nachrichtendienst”.  – Und das ist ja nun typisch linker Bullshit. Prophet hat schon recht mit “der Krieg”. Schließlich gab es ja seit dem Zweiten Weltkrieg noch viele andere Kriege, in denen der Mensch sich immer wieder selbst übertroffen hat. Den Balkankrieg zum Beispiel, den Irakkrieg, den Afghanistankrieg, den Ukrainekrieg, den im Kaukasus, den Sechs-Tage-Krieg, den Jom-Kippur-Krieg und viele weitere. Eine “besondere Schuld des deutschen Volkes” am Zweiten Weltkrieg vermag ich nicht zu identifizieren. Ich identifiziere ja auch nicht das amerikanische Volk als Schuldige am Vietnamkrieg oder an der Bombardierung Belgrads. Daß die Dresdener der Zerstörung und der Zigtausenden im Feuersturm ermordeten Bürger ihrer Stadt am 13. Februar 1945 gedenken, darf wohl übersetzt werden mit der Forderung, Lehren aus der Geschichte zu ziehen.  “Nie wieder Krieg” – und zwar egal von wem und gegen wen. Nicht nur “nie wieder Krieg von Deutschland aus”.

Im Übrigen gibt es ein recht lehrreiches Buch von Gerd Schultze-Rhonhof (84), einem ehemaligen Generalmajor der Bundeswehr. Es handelt vom Zweiten Weltkrieg. Titel: “Der Krieg, der viele Väter hatte“. Wer es gelesen hat, erkennt, daß der ehemalige Generalmajor über exzellente Geschichtskenntnisse verfügt und Dinge weiß, die einem kein linker Geschichtslehrer der Bundesrepublik jemals erzählt hätte.  Daß die Nazis im Krieg entsetzliche Gräueltaten vollbracht haben, ändert das freilich nicht. Die Nazis waren allerdings schon vor dem Krieg ausgesprochene Barbaren. Wer damals Augen im Kopf hatte, um zu sehen, wie so viele Deutsche, die vor den Nazis flohen und ins Exil gingen, der konnte sich an drei Fingern abzählen, wozu diese verwahrlosten Figuren im Stande sein würden, wenn sie sich erst einmal im Krieg befinden.

Demokratisch gewählt

Es beißt aber die Maus keinen Faden ab: Hitler war demokratisch gewählt worden. Daraus gäbe es eventuell Lehren zu ziehen – und zwar hinsichtlich der Demokratie. Besonders unter Berücksichtigung der Ampelregierung, der bellizistischen Grünen, einer Frau Strack-Zimmermann, eines Herrn Roderich Kiesewetter, des Thüringer Verfassungsschutzes und der Haldenwang-Behörde insgesamt. Aber einerlei. Der ehemalige Generalmajor der Bundeswehr, Gerd Schultze-Rhonhof, gilt bei Wikipedia natürlich ebenfalls als “geschichtsrevisionistischer deutscher Autor”. Wenn faktisch alles stimmt, was er in seinem Buch geschrieben hat, dann ist Geschichtsrevisionismus offenbar eine feine Sache. Besonders für uns Deutsche. Den Satz, daß es immer die Sieger im Krieg seien, die später die Geschichtsschreibung besorgen, gibt es ja auch nicht umsonst. Deshalb lohnt es sich auch, die Geschichte zu revidieren.

Wenn die Linken und ihre Schnüffelbehörden die Suche nach den Fakten als “geschichtsrevisionistisch” bezeichnen wollen, – bitte, sollen sie. Wen muß interessieren, was die zu gackern haben? Wir hatten in Nachkriegsdeutschland nie ein “revisionistisches” Problem, sondern immer schon ein sozialistisches. Und die Nazis, die der thüringische Verfassungsschutz gern dem “ganzen deutschen Volk” in die Schuhe schieben will, waren auch nur eine sozialistische Variante, nämlich die braunlinke. Das ist wahr. Wer statt “wahr” lieber “revisionistisch” sagen will, der soll das tun. Für die Linken wird es ohnehin bald damit vorbei sein, daß sie dem Volk mit ihren “Narrativen” und “Geschichtsbildern” die Gehirne waschen. Allmählich geht nämlich auch der letzten Schlafmütze ein Licht auf. Jörg Prophet von der AfD führt im Augenblick mit über 20 Prozent vor seinem nächsten Konkurrenten und wird am 24. September haushoch gewinnen in Nordhausen. Dann ist er dort der Oberbürgermeister. Das ist das wichtigste.

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