Flaschensammelnde Rentner vor eingewanderten Bürgergeldbeziehern (Symbolbild: Collage)

Die graue Bombe: In Deutschland grassiert eine nie dagewesene Altersarmut

Die Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf parlamentarische Anfragen der Linksfraktion stellen der deutschen Rentenpolitik buchstäblich ein Armutszeugnis aus: Demnach müssen immer mehr Rentner im Alter von über 67 Jahren einer Beschäftigung nachgehen, weil sie von ihrer Rente nicht leben können. Derzeit gilt dies für 1.123.000 Menschen, 56.106 mehr als Ende letzten Jahres. 251.000 sind sozialversicherungspflichtig, 872.000 ausschließlich geringfügig, in sogenannten 520-Euro-Jobs, beschäftigt.

Sören Pellmann, der Ostbeauftragte der Linksfraktion, sprach von einer „traurigen Entwicklung“ und einem „Symptom eines kaputten Rentensystems“. Schlechte Renten und hohe Preise würden faktisch immer mehr Rentner zum Weiterarbeiten zwingen, um über den Monat zu kommen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil forderte er auf, nach Österreich zu fahren, wo die durchschnittliche Rente 800 Euro höher sei als in Deutschland, wo es ebenfalls möglich sein müsse, dass Rentner angemessen Bezüge erhielten, die sie nicht zwingen würden, „im Alter weiter schuften zu müssen“.

Systemversagen steht bevor

Erst letzte Woche hatte Hubertus Heils Arbeitsministerium mitgeteilt, dass 9,3 Millionen der derzeit rund 22 Millionen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland eine Rente von unter 1500 Euro erhalten. Dazu müssen sie wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden 45 Jahre lang gearbeitet und Bruttomonatslohn von 3602 Euro erhalten haben. In Zukunft wird für eine künftige monatliche Rente in Höhe von 1200 Euro ein Stundenlohn von 16,62 Euro bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden über 45 Jahre erforderlich sein, was einem Bruttomonatslohn von 2882 Euro entspricht. Für eine Rente von 1300 Euro wäre ein Bruttolohn von 3122 Euro nötig.

Damit rast Deutschland ungebremst auf eine Tragödie aus Altersarmut zu. Durch die kollabierende Wirtschaft werden immer mehr Arbeitsplätze wegfallen, ein politisches Umsteuern scheint in der jetzigen Konstellation des Parteienstaates undenkbar. Erst die endgültige Explosion dieses gesamten gescheiterten Systems wird wohl eine Wende erzwingen, allerdings um den Preis extremer gesellschaftlicher Verwerfungen. (TPL)

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