Spaltung (Symbolbild:Imago)

Die dritte Spaltung

Ein Kommentar von Daniel Matissek

Derzeit tobt in der “Veröffentlichkeit” ein Schlagabtausch zwischen geschworenen Erzfeinden und Verteidigern Israels und umgekehrt zwischen “Palästina-Verstehern” und Gegnern der vermeintlichen “Freiheitskämpfer”. Mehr noch als beim Ukraine-Konflikt scheiden sich an diesem Stoff die Geister quer entlang der Lagergrenzen, es tun sich neue Querfronten auf und die inferente Neigung, beiderseits an Verschwörungstheorien zu glauben, ist hier noch ausgeprägter als bei anderen geopolitischen Spannungsfeldern. Gerade in der sogenannten “Gegenöffentlichkeit”, auch bei alternativen Medien, wird Israel die Rolle des Opfers gerne streitig gemacht – wobei sich der erschreckende Mangel an Empathie, Solidarität und Mitgefühl hier aus drei Hauptströmungen speist.

Da sind jene, die den US-Verbündeten Israel als typischen Vertreter des westlichen Imperialismus und totalitär-globalistischer Zielsetzungen verteufeln: Das strikte und frühe Impfregime, Lockdowns, die (obgleich der Sicherheitslage des Landes geschuldete) weit gediehenen überwachungsstaatlichen Strukturen und die Militarisierung des Alltags scheinen dieser Sichtweise vordergründig recht zu geben. Dann sind da jene, die aus schlichter Unbildung der weil sie – ohne sich darüber bewusst zu sein – zu Opfern einer von just dem ansonsten verachteten linken Mainstream seit Jahrzehnten kolportierten Desinformationskampagne islamischer und arabischer “Influencer” und Propagandaprofis geworden sind, die eine grotesk unvollständige, selektive Darstellung des Nahostkonfliktes und vom Mythos des schuldlosen, grausam unterdrückten “Opfervolkes” verbreiten.

Reflexartige Gegenpositionen

Und dann gibt es noch die, die einen plumpen, tiefsitzenden Judenhass und antisemitische Stereotype hegen. Sie sind es vor allem, die Israel alles zutrauen und in Fortschreibung der verhängnisvollen Parole “Die Juden sind an allem schuld” Israel schlicht absprechen, überhaupt Opfer sein zu können. Diese drei Gruppen der alternativen, systemkritischen “Dissidenten”-Szene kommen nicht damit klar, dass – zum Glück – auch von Seiten der kritischen freien Medien, der AfD und der Netz-Gegenöffentlichkeit viele namhafte Stimmen an der Seite Israels und damit der Zivilisation stehen. Sie erkennen hier Parallelen zum generalverhassten “Mainstream” und nehmen reflexartig die Gegenposition ein: Die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde., Nicht allein aus einer historischen Verantwortung gegenüber Juden heraus (obwohl dies gerade in Deutschland durchaus ein legitimes moralisches Motiv ist), sondern schlicht, weil sie wissen, dass morgen wir verbliebenen abendländischen Europäer in derselben Lage sein werden, in der Israel schon seit 75 Jahren ist.

Nämlich umzingelt von arabischen, islamistischen und zu allem entschlossenen, gewaltbereiten Aggressoren, die Andersgläubige als Provokation und Stachel im Fleisch betrachten und zu keiner irgendwie gearteten friedlichen Koexistenz bereit sind. Mit anhaltender morgenländischer Massenmigration und Ausdehnung der arabischen “Landnahme” innerhalb Deutschlands wird dieses Problem auch immer mehr Einheimische betreffen, werden Terror und Gewalt auch in unserer Nachbarschaft alltäglich werden. Wer immer hier deshalb Sympathien oder auch nur “Verständnis”  für Intifada, Hamas-Angriffe oder Kriegsdrohungen gegen Israel aufbringt, der braucht sich morgen nicht zu beklagen, wenn ihn der importierte Terror auch in Deutschland bedroht.

Schwarzweißdenken führt nicht weiter

Es ist bereits die dritte Spaltung der letzten Jahre – denn zuvor waren ähnliche Brüche, die jetzt durch den “Widerstand” laufen, schon zweimal aufgetreten, die bis heute nicht gekittet sind: Da waren zuerst Coronamaßnahmen und die Impfung, an der sich bald die Geister schieden. Die nächsten Verwerfungen sahen wir dann vor anderthalb Jahren beim Ukraine-Krieg, als bald jeder, der davor warnte, in Putin den weißen Ritter und wohlmeinenden Widerpart zum verhassten Westen zu sehen, zum “Systemling”, zum verkappten Transatlantiker und US-Knecht gestempelt wurde, der der Mainstreampropaganda zum Opfer gefallen sei oder diese gar aktiv mitbetriebe (Boris Reitschuster, ausgewiesener Kenner der Materie und sicherlich einer der am besten über Russland informierte Journalist Deutschlands, der wusste, worüber er schrieb, musste dies mit einem Drittel seiner Follower bezahlen).

Und dasselbe Schwarzweißdenken wie damals (Ukraine böse, Russland gut) wiederholt sich jetzt bei Israel und Palästinensern  mit ebenso erschreckender Holzschnittartigkeit und Diffenzierungslosigkeit. Dabei müsste die Vergangenheit eigentlich gezeigt haben, dass es Wahrheiten nicht “im Dutzend” gibt und mit plumpem Schubladendenken die Spaltung nur vertieft wird. So kommen wir nicht weiter in Deutschland, wenn die Bereitschaft immer weiter schwindet, sich auf Gemeinsamkeiten zu konzentrieren. Wir müssen auf den Schnittmengen, nicht auf dem Trennenden aufbauen.

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