Kältewalze und Schneechaos führen zum Verkehrsinfarkt - Foto: Imago

Deutscher Klimawinter: Kältewalze, Schneechaos & Verkehrsinfarkt

Das Killervirus haben die meisten Deutschen überlebt. Nun vegetieren sie im Klimawinter unter der Knechtungsknute der Wahnsinnsampel dahin. Beobachtungsnotizen aus Bestdeutschland.

von Max Erdinger

Ist eigentlich die Dürrekatastrophe mit dem Ende des Hitzesommers ebenfalls vorbeigewesen? Kann man es wissen? Nein, natürlich kann man es nicht wissen. Man müsste einen Entwarnungsexperten interviewen, eine Erkenntisstudie in Auftrag geben oder eine Menschenumfrage durchführen lassen von Demokratiedemoskopen, um Endgewißheit darüber zu erlangen. Allerweil kommt nämlich wieder eine Kältewalze samt Schneechaos daher und wird für einen Verkehrsinfarkt sorgen. Da würde man sich schon gerne darüber freuen, daß die gräßliche Waldbrandgefahr vorbei ist, ehe man sich das Schutzhelmchen aufsetzt, um auf dem Dreirad die 500 Meter zum Supermarkt zu radeln. Dreiräder sind die Zukunftsmobilität, weil zwei Räder viel zu mobilgefährlich sind. Besonders bei heimtückischem Glatteis. Man ist ja den Naturgewalten vollkommen hilflos ausgeliefert und kommt unverschuldet in die ärgsten Gefahrensituationen.

Zum Lebensglück haben todesmutige Investigativjournalisten herausgefunden, wer schuld ist an den Gefahrensituationen. Die Horrornachrichtenseite “infranken.de” titelte: “Glätte und Schnee sorgen für viele Unfälle in Franken – an diesen Orten hat es schon gekracht.” Wir lernen: Die Gefahrenglätte und der Übelschnee sorgen sich auch ohne verantwortliche Verkehrsteilnehmende akurat um das ganz Verkehrte. Und da, wo sie sich noch nicht um das ganz Verkehrte gesorgt haben, wird es erst noch schadkrachen. Wahre Finsteraussichten sind das in Panikdeutschland.

Das zusammengesetzte Hauptwort wurde zum Angstbegriff und es ist kein Hoffnungslicht am Ende des Verzagtentunnels zu sehen. Wenn man wenigstens mit Beruhigungssicherheit wissen könnte, daß die Dürrekatastrophe vorbei ist, wäre das schon ein recht angenehmes Erleichterungsgefühl. Wenn man dann noch erführe, daß ein Sondervermögen zuverlässig das Minuswachstum verhindert, könnte man schon fast ein Freudentänzchen aufführen in der Vielfaltsgesellschaft. Die Vielfaltsgesellschaft nennt man auch die “menschliche Gesellschaft”. Weil sie aus den “die Menschen” besteht.

Was sonst noch?

Was ein richtiger deutscher Tiefendenker ist, so gibt sich der mit Seichtantworten nicht zufrieden. Ja, Gefahrenglätte und Übelschnee sorgen für zahlreiche Teuerunfälle und viel Wellblech. Aber was ist die Tiefenursache dafür? – Es ist das extreme Winterwetter.

Winterwetter
Das Mysterium: Extremes Winterwetter – Screenshot Facebook

Woher kommt aber das extreme Winterwetter? Der deutsche Ursachenforscher streicht den Erkenntnisgewinn ein: Skandalursache für das extreme Winterwetter ist die Abwesenheit des extremen Sommerwetters. Klimaforscher und tiefdenkende Ursachenexperten sind sich extrem einig: Daran liegt es. In Deutschland liegt die Existenz des einen Extremwetters immer an der Abwesenheit des gegenteiligen Wetterextrems.

Der Lesestoff zum Schadstoff

Utopia.de” ist eine deutsche Problembewußtseinspublikation für tiefdenkende Antwortsucher auf die Menschheitsfragen, welche es auf dem Blauplaneten gibt. Nicht nur erfährt der Politikinteressierte bei “Utopia.de”, daß das Bundeskabinett eine Ernährungsstrategie für Denkdeutschland beschlossen hat, sondern “Utopia.de” lädt auch zur Suchteilhabe nach der Erkenntnisantwort zur Schadstofffrage ein. “Fahrrad statt Auto: Ist das bei kurzen Strecken wirklich besser?” Der Antwortsuchteilhabende erfährt dann im Belehrungsartikel, daß fünf Entfernungskilometer zwischen seinem Wohnhaus und seiner Arbeitsstelle eine Kurzstrecke sind, auf welcher sich viel Schadstoffausstoß vermeiden läßt, wenn sie der Arbeitswillige mit dem Fahrrad statt mit dem Schadstoffauto zurücklegt. Das läßt vermuten, daß der umweltbewußte Bankräuber nach dem Überfall ins Fluchtfahrzeug hechtet und dem ehemals stoffgebenden Entkommensfahrer zuruft: “Gib Schadstoff, Raubkumpel!”. Auch erfährt der Erkenntnisgewinnsuchende bei “Utopia.de”, daß ein gluckernder Abfluß im Waschbecken ein Warnsignal ist. Gegen solcherlei Warnsignale hilft vermutlich ein “Gutes Abflußgluckergesetz” samt “Gluckersteuer”.

Da ist es kein Weltwunder

Natürlich ist kein Weltwunder, daß die “die Menschen” in Denkdeutschland rund um den Kugelglobus für die Schlauheit bewundert werden, welche sich in ihren zusammengesetzten Hauptwörtern offenbart. Killervirus, Kältewalze, Schneechaos und Verkehrsinfarkt samt Fluchgefahr, Gefährderansprache, Waffenverbotszone und Klimakatastrophe: Da fehlt nur noch die Sicherheitsangst. “Psychologie-heute.de“: “Negative Gefühle haben einen schlechten Ruf – Ständig gut gelaunt sein zu müssen, macht krank! Wir erlauben unseren Mitmenschen nicht, dass es ihnen schlecht geht. Das stört Thomas Prünte.” Meineinen stört Thomas Wirprünte. Meinereiner erlaubt seinen Mitmenschen jederzeit, schlechtgelaunte Tiefdenkdeutsche zu sein. Es stimmt also nicht, daß “wir” unseren Mitmenschen etwas nicht erlauben. Ich nämlich schon. Ansonsten hat Thomas Wirprünte allerdings recht. Der Herausgeber der Schweizer “Weltwoche”, der sehr geschätzte Roger Köppel, hat eine Gutelaunemarotte. Nicht nur simuliert er jeden Weltwochentag gute Laune, sondern er appelliert am Montag an seine Zuschauer, gutgelaunt in die Weltwoche zu starten, um tags darauf dazu aufzufordern, gutgelaunt in den Wochendienstag zu starten, ohne jemals zu erklären, wo man die gute Dienstagslaune hernehmen soll. Ich fürchte, Roger Köppel wird demnächst noch gutgelaunt in den Dritten Weltkrieg starten. Gute Laune kann man in Deutschland höchstens noch bekommen, wenn man einen Schlechtgelaunten trifft, weil einem das anzeigt, daß die Wirklichkeitsdeutschen noch nicht ganz ausgestorben sind.

Dabei habe ich noch gar nichts Aufmerkwürdiges zu den Pluralbildungen des deutschen Tiefdenkers gesagt. Er kennt Freiheiten, Gerechtigkeiten und Wahrheiten in seiner Einbildung von der wundersamen Vermehrbarkeit des Unvermehrbaren und lebt eben in seiner je individuellen –> Realitätskonstruktion. Nur über die je individuelle Realitätskonstruktion samt ihrer Verbreitung wird es möglich, Selenskyj zum Verteidiger der Demokratie, der Freiheit und der “westlichen Werten” für “ganz Europa” zu erklären. Woher kommt eigentlich der extreme Demokratieverteidiger? Kommt er etwa von da, wo auch das extreme Winterwetter herkommt? Da ließen sich doch glatt zwei wichtige Erkenntnisantworten mit einer einzigen Fragenklappe erschlagen.

5afc6dc9cca3421d808c6980c51ef0d5