Deutschland: Infantil in den Untergang - Symbolfoto Imago

Ursache & Wirkung: Infantil in den Untergang

Wenn niemand mehr Verantwortung übernehmen will, machen alle, was sie wollen und schieben die Konsequenzen ihres Tuns einem anderen in die Schuhe. Dem Staat gefällt das. Und schon geht’s dahin mit Kultur & Zivilisation.

von Max Erdinger

Was macht der brave Deutsche, wenn ihm jemand zuruft, daß er eine blöde Sau ist und daß die tägliche Maulschelle das erste ist, was er noch vor dem Morgenkaffee sofort nach dem Aufstehen bräuchte? Er schaut, ob es vielleicht ein Kennzeichen gibt, das er sich aufschreiben kann, um den wütenden Wüstling anzuzeigen bei der lieben Polizei. Ja, es stimmt schon, daß er dem anderen die Vorfahrt genommen hat, weil er nicht sorgfältig genug den Verkehr beobachtet hatte und daß es dadurch ums Haar schwer geklappert hätte, aber das ist ja kein Grund, daß er sich solche Injurien an den Kopf werfen lassen muß, oder? Ja hey, sind “wir alle gemeinsam” die “die Menschen in der Gesellschaft”, oder etwa nicht? Und ist es vielleicht menschlich, einen Fehler zu machen? Was muß sich der Andere gleich so unmenschlich aufregen? Dem soll der Staatsanwalt mal den Scheitel ziehen, damit er sich auskennt. Gott bewahre, daß er dem Wütenden zurückruft, es täte ihm leid und daß er in Zukunft besser aufpassen wolle. Und Gott bewahre, daß er sich bei dem Wütenden für dessen schnelle Reaktion bedankt. Kommt ja gar nicht in Frage. Der untadelige Deutsche macht keine Fehler. Der Andere macht Fehler. Sein Fehler: Er ist wütend geworden. Was ist das? – Infantil ist das.

Ein Synonym für “braver Deutscher” ist “Berechtigter”. Es gibt jede Menge Berechtigte in der demokratischen Republik Deutschland. Und gescheit sind sie auch alle. Woran man das erkennt? Jeder will einem erzählen, wie es ihm vorkommt und wie es für ihn aussieht, was seine Sichtweise ist und welche Perspektive er hat – und das erklärt er dann mit einem Pimperlwichtiggesicht und schließt seine hochmögende Rede mit den Worten: ” … sag’ ich jetzt mal so, irgendwie.” Das ist nämlich Demokratie und Meinungsfreiheit. Auf die Idee, daß er, anstatt “irgendwie zu sagen”, wie es “für ihn aussieht”, freilich auch hätte verstehen können, daß du von ihm wissen wolltest, wie es ist, und nicht, wie es “für ihn” aussieht, kommt er gar nicht mehr. Die vier seltensten Worte in Deutschland inzwischen: “Ich weiß es nicht”. Es ist ja keine Schande, wenn man die Antwort nicht kennt. Aber keiner will es mehr zugeben, weil er es für eine Schande hält. Und dann mißversteht er die Frage, die ihm gestellt worden ist, so, daß er glaubt, man sei daran interessiert, zu erfahren, wie es ihm vorkommt. Ich will nicht wissen, wie jemandem etwas vorkommt, sondern ich will wissen, wie es ist. Wenn er es nicht weiß, dann sagt er anstandshalber eben: “Ich weiß es nicht”. So schnell könnte man das klären. Etwas nicht zu wissen, ist schließlich kein Beinbruch. Wenn den Befragten die Antwort selber interessiert, kann er sich ja kundig machen. Dann weiß er es beim nächsten Mal, wenn er gefragt wird und kann kompetent Auskunft geben. “Es interessiert mich nicht und deshalb weiß ich es auch nicht”, wäre ebenfalls eine anständige Antwort auf eine Frage. Stattdessen wird man ständig mit Gelaber zugetextet. “Ich würde mal sagen, daß es irgendwie so ähnlich aussieht, als ob. Du verstehst schon.” – Hallo? Die Lebenszeit des Menschen ist begrenzt!

Letzthin ein neues Handy gekauft. Beste Kamera auf dem Markt. Nur: Sie zoomt nicht, obwohl sie den besten Zoom der Welt haben soll. Die Zoombilder sehen aus wie ein abstraktes Ölgemälde. Garantiefall. Das Gerät geht an die damit beauftragte Deutschlandvertretung zurück. Die sollen das Gerät reparieren oder gleich ein anderes schicken. Was machen sie? Sie “reparieren” es. Anruf dort: “Kommt das Gerät bald zurück?” Antwort: “Wir haben es von unserer Software durchchecken lassen und konnten keinen Fehler finden.” Rückantwort: “Nehmen Sie doch einfach ein intaktes Gerät und schießen Sie ein Vergleichsfoto mit 30-fachem Zoom. Dann sehen Sie schon, daß mein Gerät defekt ist.” Als nächstes: “Erklären Sie mir nicht, wie ich meinen Job zu machen habe. Unsere Software findet keinen Fehler auf Ihrem Gerät. Wir schicken es Ihnen zurück.” Ich: “Mich interessiert nicht, was Ihre Software findet oder nicht findet. Mich interessiert, daß mein Gerät funktioniert! Der chinesische Quasselknochen hat schließlich über 1.000 Euro gekostet. Machen Sie einfach ein Vergleichsbild!” Als nächstes habe ich den Chef des “Softwareexperten” an der Strippe: “Beleidigen Sie meinen Mitarbeiter nicht!” – Langer Rede, kurzer Sinn: Die wollten partout nicht mit einer ganz einfachen Methode feststellen, daß mein Gerät defekt ist. Die hatten Anweisungen, wie die Geräte zu “reparieren” sind, wenn es Reklamationen gibt. Die haben das Gerät tatsächlich so fehlerhaft zurückgeschickt, wie ich es ihnen zur “Reparatur” überlassen hatte. Jetzt habe ich es wieder hingeschickt. Aber ich wäre “der Arsch”, weil ich angeblich ihren Softwareexperten dort beleidigt haben soll. Was interessieren mich seine “Reparatur”-Vorschriften? Ich hatte ein Vergleichsgerät zur Verfügung – und die haben ebenfalls mindestens eines. Ich will, daß mein Gerät funktioniert! Mal schauen, wie lange es dauert, bis ich endlich das Handy benutzen kann, das ich vor inzwischen über vier Wochen gekauft habe. Es scheint keine Verantwortlichen mehr dafür zu geben, daß der Kunde für sein Geld den versprochenen Gegenwert bekommt. Wo sind wir eigentlich hingekommen in diesem Land?

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Es gibt keinen menschengemachten Klimawandel. Es gibt nur einen Klimawandel. Ich habe keine Meinung dazu. Ich habe mich ernsthaft mit der Frage auseinandergesetzt, ob es einen menschengemachten Klimawandel gibt oder nicht und habe mir dazu angesehen, habe mir angehört und habe gelesen, was solche Wissenschaftler dazu zu sagen hatten, die trotz ihrer evidenten Qualifikation systematisch unter den Tisch fallen gelassen werden, wenn es um den ach-so-objektiven “Wissenschaftsjournalismus” hierzulande geht. Das habe ich verglichen mit dem, was die gehypten Populärwissenschaftler im Auftrag des PIK oder des IPCC vom Stapel lassen, habe meinen gesunden Menschenverstand benutzt, das eine wie das andere auf Plausibilitäten hin untersucht, meine empirischen Erfahrungen zum Thema “Medienpropaganda & Meinungsmache” mit einfließen lassen – und festgestellt, daß der Schnack vom “menschengemachten Klimawandel” nichts weiter als das Narrativ zur Implementierung einer Agenda ist, bei der es um ganz andere Dinge geht, als durch menschliche Aktionen resp. Unterlassungen den Klimawandel zu beeinflussen. Die Mär von der Menschengemachtheit des Klimawandels ist ein volksverblödendes Instrument zur Verwirklichung gesellschaftspolitischer Utopien von links. Ich brauche da keine Meinungen und ein “sag’ ich mal so, irgendwie, du verstehst schon” dazu. Das ist so – und ich kann es beweisen. Das reicht. Aber ich frage mich natürlich schon, wer für die fortgeschrittene Volksverblödung per “Narrativ vom menschengemachten Klimawandel” die Verantwortung zu übernehmen hätte. Diese Verblödung ist ja auch nicht gerde billig. Da geht es um Milliarden an Euros. Und das sind nicht die Milliarden derer, die dauernd vom “menschengemachten Klimawandel” daherschwandronieren. Wird irgendwann einmal jemand für diesen gigantischen Betrugsversuch zur Rechenschaft gezogen werden? – Ich fürchte, nein. “Der menschengemachte Klimawandel ist die größte Bedrohung für die Menschheit. Klicke auf ‘gefällt mir’, wenn du ebenfalls dieser Meinung bist”. Die drei Zauberworte zur Verwandlung des Erwachsenen in einen Infantilisten: “Deine Meinung zählt!” – Backe-backe-Kuchen. Meine-Meinung-deine-Meinung. Geht’s noch?

Ich bin so müde. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich schon auf die dekultivierende Sprengkraft des 1. Axioms der Sozialpsychologie hingewiesen habe, demzufolge sich jeder Mensch seine eigene Realität konstruiert. Als ob es eine Vielzahl von “Realitäten” gäbe. Was es gibt, ist eine Vielzahl von “die Menschen”, denen die eine Realität irgendwie vorkommt. Das wollen sie einem auch ständig erzählen: Wie es ihnen vorkommt. Damit du sie sympathisch finden sollst oder was-weiß-ich-weswegen. Kollektiver Hirntod jedenfalls. Inzwischen konstruieren sich die, die sich ihre je eigene Realität konstruieren, auch schon ihr Geschlecht selber und machen Filme, in denen die Wikinger aussehen wie Idi Amin. Als nächstes stehen sie strahlend vor Dummheit im persönlichen Glück auf einem Messestand für fabrikneue Lastenräder herum, wo sie meinen & finden, daß die Dinger 8.000 Euro wert sind, das liebe Weltklima retten und das Fahrradhelmchen im Preis inbegriffen sein sollte. Und daß das Leben der westlichen FRauen eines im tiefen Jammertale der patriarchalen Unterdrückung sei. Das finden sie auch. Wenn sie jemand anlügt und behauptet, das fände er ebenfalls, dann strahlen sie und klicken auf “Gefällt mir”. Das alles zusammen nennt sie “gesellschaftlicher Fortschritt”. Am allerfortschrittlichsten ist, wenn eine Emily Vontz von der SPD als jüngste Parlamentarierin am Rednerepult steht und den Anwesenden erklärt, wo im Bundestag die Guten sitzen und wo die Bösen, während die zweitjüngste irgendwo im Reichstagsgebäude recht powerfrauig durch die Gänge hüpft und ein Tänzchenvideo von sich macht. Was ist das alles? – Infantil ist es.

Und überhaupt

Die “Wirtschaftswoche” heute: “Deutschlands Problem ist die Energieversorgung.” – Waaahhh! Wenn überhaupt, dann wäre es die “mangelnde Energieversorgung”. Energieversorgung ist kein Problem. Essen wäre schließlich auch kein Problem. Kein Essen wäre eines. Aber auch die “mangelnde Energieversorgung” wäre nicht “Deutschlands Problem”. Das deutsche Problem ist, daß die deutschen Berechtigten solche Kanaillen für führungs-, verbots- und berechtigungsgeeignet halten, die für die mangelnde Energieversorgung verantwortlich gemacht zu werden hätten. Das ist “Deutschlands Problem” – und nichts anderes (nicht nur) in diesem Zusammenhang. Wir hatten schließlich eine ausgezeichnete Energieversorgung, bevor diese geschmierten Traumtänzer zum “Führungspersonal” auserkoren wurden. Oder das hier: “Der Alkohol hat mein Leben zerstört”. Falsch! Jemand hat sich mit Alkohol sein Leben selber zerstört. Bloß nicht für irgendetwas selbst verantwortlich sein, heißt die deutsche Devise.

Da reicht es gerade noch für Schwarz/Weiß-Denken. Das ist schön bequem und schön positionieren kann man sich auch. Man muß es halt so machen, daß alle anderen auch mitbekommen, wie man sich positioniert. Sonst hätte man ja nichts davon. Aus dem Grund ist die billige “IStandWith”-erei erfunden worden. Die ist ein Megaerfolg. Und die “Dagegenstanderei” erst im allgemeinen Gemeine & Gefinde, dem billigen und mordsdemokratischen! “FCK Nazis”, “FCK AfD” “FCK this n’that”. Die billigen “IStand With”-er und die “FCK this n’that” -er: Zu feige, ein “U” an die richtige Stelle zu setzen. Sie wollen schließlich nicht für unkultiviert gehalten werden, diese dekultivierten Meinerleins & Finderleins. Entschuldigung, “nkltiviert” wollte ich geschrieben haben. Deshalb sehr kultiviert: “Wir müssen mit der Ukraine standen”. Weil: “Wir dürfen nicht mit den Russen standen”. Wir haben nämlich Werte – und die Russen haben keine. Bloß “die Ukraine” und “wir als Deutschland” haben welche. Und “with Israel” müssen wir auch standen, ganz egal was die Israelis machen. Wir müssen immer “with Israel standen”. Weil: Die Nachfahren von Leuten, zu denen “wir” – lange ist’s her – einmal absolut böse gewesen sind, können selbst gar nicht böse sein. Es geht nicht. Und wenn sie es wären – rein theoretisch also – dann würden “wir” das gar nicht sagen wollen … äh … sollen, “sag’ ich mal irgendwie, so. Du verstehst schon.” – Wir sind die Guten. Das ist infantil.

“Alternative für Deutschland” trifft die Problemlösung ja auch nicht ganz genau. “Alternative für Deutsche” träfe es besser. Aber wozu bräuchten die besten und klügsten Deutschen, die es jemals gegeben hat, eine Alternative? Besser als allerweil kann’s doch gar nicht mehr werden mit diesen infantilen Berechtigten. Ja, oder doch? – “Ich weiß es nicht”.

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