Windkraftland Deutschland (Foto: Eviart/Shutterstock)

Geldgierige Klimajünger: 517 Fußballfelder großer Wald soll Solar- und Windpark weichen

Brandenburg plant die größte Waldzerstörung Deutschlands: Auf einem ehemaligen Militärgelände bei Hohensaaten soll auf einer Fläche von 370 Hektar Pflanzen- und Tierwelt Platz machen für Photovoltaikanlagen und Windräder. Die Fraktion der Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen/Freie Wähler (BVB/Freie Wähler) und die Bürgerinitiative Pro Wald Hohensaaten laufen Sturm gegen die geplante Naturzerstörung.

Die Unternehmensgruppe Lindhorst verfolgt seit Mai vergangenen Jahres den Plan, einen gemischten Energiepark für Solarstrom und Windkraftanlagen auf dem Gebiet eines ehemaligen Militärgeländes zu errichten. Das Areal gilt offiziell als „Konversionsfläche“ und würde somit in Frage kommen. Neben dem flächenfressenden Energiepark soll auch noch Industrie angesiedelt werden. Dafür würde dem ursprünglichen Konzept zufolge etwa 370 Hektar Wald glattgemacht. Der Mammon lockt: Für die Gemeinde Bad Freienwalde würden Einnahmen von 450.000 bis 500.000 Euro pro Jahr plus Gewerbesteuer herausspringen.

Allein die Größe des Areals, das abgeholzt werden soll, hat frühzeitig für Proteste gesorgt. Die Fraktion von BVB/Freie Wähler und die Bürgerinitiative sprechen von einer Fläche, die in etwa 517 Fußballfeldern entsprechen soll. Sie berichten auch von illegalen Kahlschlägen und der Beseitigung von Baumstümpfen auf der Waldfläche. Auch zwei Horstbäume geschützter Vogelarten sollen verschwunden sein.

Unter Verdacht: der Investor der so versuchen solle, veollendete Tatsachen zu schaffen. Aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage des Abgeordneten Dr. Philip Zeschmann geht hervor, daß es tatsächlich Bußgeldbescheide der unteren Forstbehörde gegeben hat. Dagegen hat der Investor Einspruch eingelegt, die Angelegenheit wird nun vorm Amtsgericht ausgetragen.

Die Lindhorst-Gruppe hat wenig Verständnis für die Solarpark-Gegner. Sie könnten von einer Miscwaldfläche nicht viel erkenne, behauptet man auf Seiten der Klimagewinnler. Vielmehr handele es sich, so heißt es aus dem Unternehmen gegenüber dem rbb, um eine Kiefermonokultur und die ist ja bekanntlich “wenig wert” und darf ruhig der Vergangenheit angehören.

“Es sind belastete Flächen, die es zu renaturieren gilt und das wollen wir mit dem Geld machen, welches wir auf lange Zeit mit den Photovoltaik-Projekten verdienen. Aber dann machen wir diese Umwelt so sauber und so ordentlich, wie sich das für uns auch gehört.“ Das dort inzwischen seit Jahrzehnten Flora und Fauna ein Zuhause gefunden haben, ist ihnen egal. Die Naturschützer wissen, hier hat die Natur bereits von selbst wieder zahlreiche Flächen des umzäunten Areals zurückerobert. Der Naturschutzbund (NABU) spricht von neu entstandenen Brutstätten mehrerer Tierarten wie des Schwarzstorchs. Er lehnt eine Rodung der Waldfläche ab – auch für mögliche Photovoltaikanlagen.

Angeblich ist die Lindhorst-Gruppe, bewaffnet mit entsprechenden Gutachten, nun zu “Zugeständnissen” bereit und will die Solarparkfläche von 250 auf 200 Hektar “verkleinern”. Mittlerweile sei eine Hybridanlage im Gespräch, heißt es beim rbb. Die Anlage solle im Sommer vor allem Solar- und im Winter Windstrom erzeugen. Der Energiepark in Hohensaaten könnte nach Angaben der Lindhorst-Gruppe jährliche Erträge von bis zu 214 Gigawattstunden erzielen.

Mittlerweile scheint auch der grüne Umweltminister des Landes Brandenburg, Axel Vogel, dem Projekt skeptischer gegenüberzustehen. Auf Anfrage der BVB/Freie Wähler-Fraktion heißt es, eine Umwandlung von Wald für die Errichtung von Photovoltaikanlagen sei grundsätzlich ausgeschlossen. Eine Ausnahme solle es nur dann geben, wenn eine Rodung des Baumbestandes für die Beseitigung gefährlicher Altlasten unausweichlich sei, eine Genehmigung der Fällung und Rodung auf einer Gesamtfläche von 370 Hektar durch die untere Forstbehörde sei “nach derzeitigem Stand der Rechtslage sehr unwahrscheinlich”. Die Errichtung des Solarparks in einem gesunden Mischwald halte auch das Umweltministerium für nicht sinnvoll, so die Beruhigungspille für die Aufgebrachten. (MS)

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