Robert "Kritiknix" Habeck, Minister für volkswirtschaftliche Alternativen zum Bewährten, Grüne - Foto: Shutterstock

Kritik an Norwegen: Kein Summit für Robert

Ursprünglich wollte Robert Habeck nächste Woche zum Tech-Gipfel “Web Summit” nach Portugal reisen. Daraus wird nun nichts. Gipfel der Unverschämtheit: Ein Summitler namens Cosgrove hatte Kritik an Israel geübt. Nicht mehrseitig oder vielseitig, sondern einseitig, wie die “Süddeutsche Zeitung” berichtete. Eine Seite Kritik an Israel reicht schon, um nicht nach Portugal zum Summit zu fliegen.

von Max Erdinger

Natürlich stimmt die Meldung in der “Süddeutschen Zeitung” nicht. Tatsächlich gibt es an Israel nichts zu kritisieren. Israel ist ein schönes Land, meistens gutes Wetter, viel Sonnenschein, jede Menge Sehenswürdigkeiten, kulinarische Spezialitäten, nette Leute, feine Strände – nein, an Israel gibt es nicht einmal auf einer Seite etwas zu kritisieren. Dieser Cosgrove-Summitler aus Portugal hatte aber vermutlich gar nicht Israel kritisiert, sondern die israelische Regierung resp. den dortigen Regierungschef Netanyahu und sein Kabinett. So, wie hunderttausende von Israelis ebenfalls. Kein Mensch weiß, warum die das machen. “Kritik an Israel” ist jedenfalls eine Falschmeldung. Als ob man es nicht schon gewöhnt wäre von der “Alpenprawda”. Aber sei’s drum. Jedenfalls steht in der “Süddeutschen Zeitung”, daß wegen der “Kritik an Israel”, die dieser Cosgrove- Summitler auf nur einer Seite angeblich geübt hatte, von israelischen Unternehmern an Robert Habeck die vielseitige Aufforderung ergangen sei, auf seine Teilnahme am Gipfeltreffen der portugiesischen Summitler zu verzichten. Daraufhin soll sich Robert Habeck entschieden haben, nicht zum Gipfelsturm nach Lissabon aufzubrechen. Das wäre verständlich. Immerhin: Israelische Unternehmen. Das sind nicht irgendwelche Unternehmen. Da muß er Männchen machen, der deutsche Politiker.

Aber was soll’s? Es ist sowieso eine Falschmeldung. Niemand hatte “Kritik an Israel” geübt. Allenfalls hat jemand die Regierung Netanyahu kritisiert. Nicht sehr, sondern auf einer Seite nur, aber das reicht schon. Wer einseitig die Regierung Netanyahu kritisiert, kann unmöglich ein Gesprächspartner für Robert Habeck sein. Die anderen Summitler werden die Gipfelgespräche mit dem Summit-Chef Cosgrove auch ohne Robert Habeck führen.

Tatsächlich ist es aber sowieso ganz anders. Hier ist das ganze Märchen. Es war einmal …

Kritik an Norwegen

Ein deutscher Minister mit Kinderbuchhintergrund, der nicht “Kinderbuchautor” genannt werden wollte, hatte eines Tages den Plan, zu einem bestimmten Summit nach Nepal aufzubrechen. Die Gipfel dort heißen alle miteinander Summit (ausgesprochen: Sammit). In Nepal gibt es viele Summits. In seinem Heimatland, wo man den Reiselustigen mit Kinderbuchhintergrund voller Ehrfurcht “Robert den Minister für volkswirtschaftliche Alternativen zum Bewährten” nannte, bewunderte man seinen Wagemut . In Nepal wollte sich Robert der Minister mit anderen Gipfelstürmern auf dem Summit treffen.

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Beliebter Treffpunkt: Der Summit in Nepal – Foto: Pixabay

Jedoch passierte Folgendes: Ein israelischer Gipfelstürmer hatte “Kritik an Norwegen” geübt. Das gefiel den norwegischen Gipfelstürmern gar nicht. An Norwegen gebe es nichts zu kritisieren, sagten sie verärgert. Norwegen sei ein schönes Land. Es gebe klare Seen, traumhafte Fjorde, wildromantische Fjells, Trollstigen und “Laxfich mit Spinat”, die Lieblingsspeise eines Kollegen des deutschen Ministers für volkswirtschaftliche Alternativen zum Bewährten. Wenn Robert der Minister nach Nepal zum Summit aufbräche, um sich dort in luftiger Höhe mit den israelischen Schmährednern hinter dem Rücken der Norweger über Summit-Angelegenheiten zu unterhalten, sei das nicht nur ein Loyalitätsbruch mit den Norwegern, sondern auch einer mit seinem Laxfich-Kollegen in Deutschland, dem mit den schlechten Zähnen und dem irren Blick. Da wusste Robert,  der deutsche Minister für volkswirtschaftliche Alternativen zum Bewährten, nicht mehr weiter und war verzweifelt. Er befand sich in einer völlig verfahrenen Situation. Was, wenn er trotzdem nach Nepal zum Summit flog und ihn hernach der mordlustige Laxfich biß?

Gottlob gab es aber im Lande von Robert dem Minister eine Ministerin für geographische und geopolitische Alternativen zum Bewährten. Die wusste Rat. Sie strich dem verzweifelten Robert über den Kopf und sagte: “Nimm es nicht so schwer, Robert. Dann fliegst du eben nicht nach Nepal. Mit dem kerosinhaltigen Strahlenflugzeug. Du nimmst dir einfach eines unserer Fraktions-Lastenräder und strampelst nach Neapel. Es muß nicht immer Nepal sein. Neapel ist auch in Ordnung. Es ist auch nicht so weit wie nach Nepal. Neapel liegt nur ein paar hunderttausend Kilometer von uns entfernt. Außerdem kannst du dein Redemanuskript im Lastenkorb vorne ablegen und musst es nicht die ganze Zeit recht beschwerlich in deiner Aktentasche herumtragen.” Robert der Minister blickt dankbar zu ihr auf und wischte sich verstohlen die letzte Verzweiflungsträne aus dem Augenwinkel. “Danke, Annelalla”, sagte er. Und das meinte er ausnahmsweise einmal aufrichig. Obwohl er wusste, daß Annelalla nicht richtig sprechen konnte, fragte er sie, wie er denn von Berlin aus nach Neapel komme mit dem Lastenrad.

Die Ministerin für geographische und geopolitische Alternativen zum Bewährten wusste auch das. “Da strampelst du auf dem Standstreifen der A9 bis nach München, dann auf der A8 östlich an München vorbei, weiter bis zum Inntaldreieck, biegst dort rechts ab und  kommst dann bei Kufstein nach Österreich. Auf der dortigen Inntalautobahn strampelst du weiter bis nach Innsbruck …”

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Habeck-Fan Wörgetter – Screenshot Facebook

” … dann den Brennerpaß hoch. Auf der Paßhöhe kommst du dann schon in Italien an, dem Land, in dem Neapel liegt. Von dort aus läßt du es bis Sterzing so richtig bergab krachen mit dem Lastenrad – mußt aber aufpassen, daß dir der Fahrtwind nicht das Redemanuskript im Lastkasten vorne wegweht, damit du in Neapel noch weißt, was du sagen wolltest – dann geht es dauernd leicht bergab bis nach Verona. Von dort aus strampelst du weiter über Florenz in Richtung Rom” – und dann passierte es. Als Robert die Ministerin für geographische und geopolitische Alternativen zum Bewährten fragte, ob es von Rom aus noch weit bis nach Neapel sei und wie er merke, daß er in Neapel angekommen ist, erwiderte sie: “Das ist ganz einfach, Robert. Wenn aus dem Boden unter dem Lastenrad schweflige Dämpfe aufsteigen, bist du auf den phlegmatischen Feldern und so gut wie in Neapel.”

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“Habe es dem Robert erklärt” – Foto: Imago

Die phlegräischen Felder wären es gewesen. Unter denen schlummert ein Vulkan, der allerweil recht bedrohlich blubbert und brabbelt, viel größer als der Vesuv, der im Vergleich zu den phlegräischen Feldern ungefähr so etwas ist wie der kleine feuerspeiende Grisu gegen den riesigen Drachen, dem Siegfried in der Nibelungensage den Garaus gemacht hatte, um hernach in seinem Blut zu baden. Wenn der Vulkan unter den phlegräischen Feldern ausbricht, dann heißt es “ciao bella Napoli”. Und nicht nur für Neapel heißt es dann ciao. Wer noch dazu kommt, kann die grüne Feinstaubplakette von der Windschutzscheibe seines umweltschädlichen Automobils retten, um sie sich auf die Stirn zu pichen. Wenn er gerade einen Filzstift zur Hand hat, kann er auch noch “vaffanculo volcano” darunterschreiben.

Robert, der Minister für volkswirtschaftliche Alternativen zum Bewährten mit Kinderbuchhintergrund, brach jedenfalls auf nach Neapel, und wenige Tage später war er, wie vorhergesagt, auf Annelallas phlegmatischen Feldern angekommen. Von der Pedalerie seines Lastenrads her quietschte es schon, weil ihm kurz hinter Florenz das Kettenfett ausgegangen war. Aber immerhin: Mit einem E-Auto wäre er längst noch nicht dagewesen. Just, als Robert der Minister keuchend und quietschend durch die Schwefeldämpfe der phlegmatischen Felder strampelte und fast schon in Neapel gewesen wäre, verloren die Felder ihr Phlegma, sie berappelten sich, der Boden der Felder hob sich explosionsartig und Robert der Minister für volkswirtschaftliche Alternativen zum Bewährten wurde mitsamt seinem Lastenrad bis in die Stratosphäre geschleudert.

In Norwegen die Kritiker der israelischen Schmähredner – und wenige Tage später auch auf dem Summit in Nepal, wunderten sich die Gipfelstürmer aus Israel über das Antisemitismus-Geraune, welches aus einer riesigen Aschewolke über ihren Gipfelköpfen bis in ihre Gehörgänge drang, obwohl sie sich Zipfelmützen als Gipfelmützen aufgesetzt hatten.

Und wenn Robert der Minister für volkswirtschaftliche Alternativen zum Bewährten nicht gestorben ist, dann wabert er noch heute in einer riesigen Aschewolke um den Globus herum, aus welcher heraus die ganze Welt auf Deutsch erfährt, was es mit diesem vermaledeiten Antisemitismus auf sich hat.

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