Luxusware Medikament (Symbolbild:Oleksiy Mark/shutterstock)

Sind die Krankenkassen schuld am Medikamentenmangel?

Eigentlich sind die Krankenkassen dazu gedacht, unser Gesundheitssystem am laufen zu halten. Dafür erhalten sie von ihren Mitgliedern jede Menge Geld, dass sie dann aber auch dazu missbrauchen, fette Gehälter und pompöse Verwaltungsgebäude zu finanzieren. Hier gäbe es bestimmt noch reichlich Sparpotential. Und wenn man aufhören würde, jedem Reinländer mit durchzubringen, der noch nie in seinem Leben etwas für unser Gesundheitssystem eingezahlt hat und das wohl auch nie machen wird, kämen auch die Krankenkassen einigermaßen über die Runden.

Wenn Krankenkassen aber versuchen, auf einem anderen Wege Geld zu sparen, ist da etwas schwer in Schieflage geraten:

Angesichts der mangelnden Verfügbarkeit bestimmter Arzneimittel warnt der Deutschland-Chef des Generika-Herstellers Sandoz, Thomas Weigold, vor Lieferengpässen. Die Bundesregierung verlasse sich darauf, dass es im Winter keine große Infektionswelle geben werde, sagte Weigold der “Bild” (Freitagausgabe). “Damit wird unsere Grundversorgung mit Medikamenten immer mehr zum Glücksspiel.”

Als Grund nannte der Sandoz-Geschäftsführer die vollständige Auslastung in der Generika-Produktion. “Wir sind absolut am Anschlag. Falls allerdings einer der wenigen Hersteller ausfallen würde, wäre der Medikamentenbedarf für die Grundversorgung der Bevölkerung mit Antibiotika, Schmerzmitteln, etc. kaum noch aufrecht zu halten.”

Weigold plädiert dafür, den Preisdruck bei der Generika-Herstellung zu senken. “Der Preisdruck in der Medikamentenherstellung darf nicht auf Kosten der Grundversorgung der Bevölkerung gehen. Die Medikamentenhersteller müssen sich derzeit bei ihren Angebotspreisen laufend unterbieten, um den Zuschlag von den Krankenkassen zu bekommen.”

Besonders wichtige und knappe Medikamente wie Antibiotika und Krebs-Medikamente “müssten für einen bestimmten Zeitraum von diesem Preisdruck ausgenommen werden”, forderte der Firmenchef. Das würde diese für einen begrenzten Zeitraum verteuern, allerdings würde es Hersteller zurück in den Markt bringen. Weigold bezeichnete dies als “Vernunftbremse”.

Dem derzeitigen Preisdruck könnten nur noch wenige Hersteller am Markt standhalten. “Die Folgen dieser Spirale werden jetzt konkret sichtbar: Für manche Arzneien gibt es nur noch zwei oder drei Hersteller weltweit”, so Weigold. “Falls einer von ihnen ausfällt, kann der andere die Nachfrage nicht mehr bedienen. Setzen wir diesem Preisdruck kein Ende, laufen wir also immer wieder in den nächsten Engpass.”

Deutschland ist der kranke Mann Europas. Im wahrsten Sinne des Wortes. (Mit Material von dts)

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