Da klappt rein gar nichts mehr: Boris Pistorius - Foto: Shutterstock

Passwort-Schutz à la Pistorius: 1-2-3-4 ist garantiert nicht zu erraten

Es gibt kein Gebiet mehr, auf dem Deutschland nicht von einer Blamage zur anderen taumelt. Was sich in diesem Land an Inkompetenz und Dilettantismus in höchsten Ämtern versammelt, dürfte tatsächlich weltweit beispiellos sein. Nachdem letzte Woche bekannt wurde, dass russische Geheimdienste ein Gespräch von vier hochrangigen Bundeswehroffizieren abgehört haben, in dem diese völlig sorglos auf einer nicht gesicherten Leitung unter anderem über den Einsatz deutscher Taurus-Marschflugkörper bei der Zerstörung der Krimbrücke von Kertsch schwadronierten, die die wichtigste russische Nachschubverbindung ist, sorgte das Verteidigungsministerium erneut für Gelächter und Kopfschütteln, als es eine Pressemitteilung seines Minister Boris Pistorius zum Abhörskandal herausgab. Diese sollte jedoch nicht einfach jedem zugänglich, sondern passwortgeschützt sein.

In all seiner Raffinesse lieferte das Ministerium das Passwort gleich mit – es lautete tatsächlich: 1234! Dass ein ohnehin nicht geheimes Statement überhaupt mit einer Passwortfreigabe versehen wird, ist eigenartig genug – dass man dann aber ausgerechnet auch noch eine Zahlenkombination benutzt, von der heutzutage jedes Kind weiß, dass sie in einer Sekunde zu hacken ist, fügt dem Katalog der Peinlichkeiten im deutschen Militär eine weitere Komponente hinzu. Ebenfalls letzte Woche kam an die Öffentlichkeit, dass die Fregatte „Hessen“ bei ihrem Einsatz gegen die Huthi-Rebellen im Roten Meer zwei Raketen auf eine über ihr kreisende US-Drohne abfeuerte, die sie irrtümlich als feindlich identifiziert hatte. Dass das Fluggerät nicht abgeschossen wurde, war nur dem Umstand zu verdanken, dass die deutschen Raketen nicht trafen und ins Meer stürzten. In diesem Zusammenhang kam auch ans Licht, dass die Fregatte abgezogen werden muss, wenn sie ihre Munition verfeuert hat – weil schlicht kein Nachschub mehr vorhanden ist.

Dienst-Smartphones nicht einmal für hohe Offiziere

Deutschland ist längst zur globalen Lachnummer geworden – und schlimmer noch: innerhalb der NATO gilt es mittlerweile geradezu als Sicherheitsrisiko. Dass die abgehörten Offiziere auch darüber plauderten, dass sich britische Militärberater in der Ukraine befinden, sorgte nicht nur in London für Fassungslosigkeit. Überaltertes oder gar nicht erst vorhandenes Material und Regierungsflieger, die oft nicht an ihrem Zielort ankommen, wenn sie es überhaupt schaffen, abzuheben – das ist das Bild, dass Deutschland in der Welt abgibt. Hinzu kommen offensichtlich unfähige Minister, die keine Ahnung von dem haben, was sie sagen oder tun.

Die Digitalisierung kommt – nicht nur in der Bundeswehr – kaum voran. Selbst hohe Offiziere erhalten nicht einmal ein Smartphone für den Dienstgebrauch, sodass sie oft gar nicht anders können, als auf ihr privates zurückzugreifen – obwohl dies untersagt ist. In einer Umfrage von 2021 erklärten nur 30 Prozent der Befragten, über die erforderliche Hardware zu verfügen, um ihre dienstlichen Aufgaben zu erfüllen. Bei der Software waren es 32 Prozent. 29 Prozent der Befragten waren nicht der Ansicht, dass ihre Vorgesetzten sich aktiv darum kümmern, dass sie die erforderliche erhalten. Lager und Depots werden vielerorts noch mit Zettelkästen verwaltet. Die Heeresaufklärung erhielt Hunderte Fotos über russische Fahrzeuge auf Papier. 2022 hieß es in einem Truppenbetreuungsportal allen Ernstes: „Die Digitalisierung wirft für viele Fragen auf – Fragen nach Chancen und Risiken, nach dem geeigneten Einstieg und auch der Langfristigkeit des Trends.“ Auch hier zeigt sich also das Abbild eines Landes, das in den 70er Jahren stehen geblieben ist, sich zugleich aber in bräsiger Selbstgefälligkeit immer noch als Lehrmeister der Welt aufspielt. (TPL)

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