Forscher & Experte: Bumm! - Foto: Imago

Forschung & Expertise: Forsch forscht Froschforscher Horst im frostigen Forst

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Letzthin wurde der Öffentlichkeit ein “Mobilitäts-Professor” präsentiert, der herausgefunden hat, daß Tempo 60 auf Autobahnen sinnvoll ist. Er hat einen Kollegen. Der ist “Protest-Forscher” und sagt, die Razzien gegen die “Letzte Generation” seien überzogen gewesen. Tatsächlich überzogen ist freilich die Experten- & Forscherzucht. Als hätten zivilreligiöse Glaubensfanatiker vor Jahren zentnerweise Experten- & Forschersamen ausgestreut, schießen sie allüberall aus dem Boden wie die Pilze – und verursachen Augenkrebs und Mittelohrvergiftung. Der Anti-Experten – & Entforschungsbericht des Vernunftbeauftragten.

von Max Erdinger

Wenn Sie ein infantiles, personifiziertes Politdesaster sind, womöglich auch noch gewählt, das viel will, aber von nichts eine Ahnung hat, dann brauchen Sie einen Forscher oder einen Experten. Schließlich können Sie sich schlecht hinstellen, mit den Füßchen aufstampfen und wider alle Vernunft einfach brüllen: “Ich will und will und will aber!” Zwar wollen und wollen und wollen Sie eben schon alles nur deswegen, weil Sie es unbedingt wollen, aber so viel Resthirn ist gerade noch vorhanden, dass Sie sich im Klaren darüber sind: So wird das nichts. Als nächstes zaubern Sie Ihren Experten oder Ihren Forscher aus dem Hut und sagen: “Tut mir leid, Leute, mir wäre es ja anders auch lieber gewesen, aber leider-leider sind die Forschung, die Wissenschaft und der Experte dagegen. Schade-schade-schade. Jetzt werden wir wohl alle – gemeinsam! – tun müssen, was keiner von uns will. Weil wir vernünftig sein müssen.” Besonders ausgefuchste Roßtäuscher sprechen “vernünftig” dabei so aus: “vermümpftich.”

Sie wissen ja, wie das läuft. Der Experte, der erst vor kurzem noch ein unbedeutender Professor an irgendeiner Hinterhofuniversität war, wird plötzlich zum Guru. Er wird durch Talkshows gereicht, erhält mehr Sendezeit als die Abendnachrichten, und seine Worte werden als das Evangelium der Moderne behandelt. “Der Experte hat gesprochen,” verkünden die Politiker dann feierlich, als hätten sie gerade die Zehn Gebote von einem Berg herabgetragen. Und das Volk? Es nickt brav und murmelt: “Na, wenn der Experte das sagt…”

Sie, das infantile Politdesaster, können sich dann gemütlich zurücklehnen und zusehen, wie Ihre absurdesten Wünsche in die Tat umgesetzt werden. Es ist fast, als hätten Sie einen Freifahrtschein für den Realitätsverleugnungspark bekommen. Eine neue Steuer hier, eine unsinnige Vorschrift dort – all das wird plötzlich rationalisiert und als “notwendige Maßnahmen” verkauft. Und Sie, der große Puppenspieler, wissen genau, dass der ganze Zirkus nur funktioniert, weil Ihr Experte im Hintergrund die Fäden zieht.

Aber halt, es wird noch besser. Denn natürlich müssen diese Experten und Forscher auch für jede Krise bereitstehen, die Sie möglicherweise verursacht haben. Ist die Wirtschaft im Keller? Keine Sorge, der Experte hat eine Theorie, warum das gut für uns ist. Klimawandel, Energiekrise, Pandemien – für alles gibt es eine wissenschaftlich klingende Erklärung, die das Publikum beruhigen soll. Und Sie? Sie grinsen in Ihre Kaffeetasse und denken: “Das läuft ja wie geschmiert.”

Und wenn dann doch mal jemand aufmuckt und fragt, warum denn immer nur diese speziellen Experten gehört werden, dann kommt der nächste Trick aus der Kiste. “Wissenschaftliche Konsens,” heißt es dann. Das klingt so schön unantastbar. Fast wie ein göttliches Dekret. Wer könnte da widersprechen? Schließlich ist das, was die Wissenschaft sagt, doch immer richtig. Oder etwa nicht?

So schaffen Sie es, mit einer Mischung aus Dreistigkeit und pseudo-intellektueller Tarnung die Realität zu formen, wie es Ihnen passt. Die Menschen mögen auf die Experten hören, aber am Ende sind Sie es, der die Melodie vorgibt, zu der alle tanzen. Und wenn Sie gut genug in Ihrem Spiel sind, dann merken die meisten nicht einmal, dass sie gerade ordentlich an der Nase herumgeführt werden. So kann man es sich als infantiles Politdesaster ziemlich gemütlich machen, während die Welt draußen brav in die Hände klatscht und “Vermümpftichkeit” als neue Tugend feiert.

Im Schweizer “Blick” gab es kürzlich den “Mobilitäts-Professor” Vincent Kaufmann. Das ist der mit “Tempo 60 auf Autobahnen ist sinnvoll”. Wahrscheinlich ist er ein Gemäßigter. Was ein richtiger Mobilitäts-Professor ist, heutzutage, der würde für sinnvoll halten, die Autobahnen in Parkplätze zu verwandeln und Ziersträucher zwischen die Autos zu pflanzen. Ein Mobilitäts-Professor hingegen, der behaupten würde, das Konzept Autobahn sei entstanden, um es dem fahrenden Individuum zu ermöglichen, voll der Lebensfreude hurtig von hinnen nach dannen zu kommen, wäre ein Scharlatan. Als solcher würde er vermutlich auch noch behaupten, es gebe Autobahnen, auf denen man kilometerweit 200 oder schneller fahren kann, weil man fast immer allein unterwegs ist, vor allem in der Nacht. Auf der A45 vom Seligenstädter Dreieck zum Hanauer Kreuz und weiter in Richtung Gießen z.B. Oder auf der A71 zwischen Schweinfurt und Erfurt. Gottlob gibt es den Inexistenz- & Existenz-Forscher. Der sagt, daß es die A45 und die A71 gar nicht gibt.

Mobilitaetsforscher Kaufmann
Forsch forschender Mobilitäts-Professor: Vincent Kaufmann – Screenshot “Blick.ch”

Tatsächlich hat Kaufmann (*1969) in Genf Soziologie studiert. Weil sich das Verhalten von “die Menschen” im Straßenverkehr natürlich auch unter soziologischen Gesichtspunkten beobachten läßt, wurde der Soziologe in den Medien dann zum “Mobilitäts-Professor”. In manchen Zeitungen wurde er auch als “Verkehrsexperte” bezeichnet.

Meinereiner hat natürlich ebenfalls schon lange begriffen, daß er nicht einfach sagen kann, was er will, sondern daß er behaupten muß, er habe eingesehen, etwas wollen zu müssen, weil ihm ein Forscher & Experte zur besseren Einsicht verholfen hat. Deswegen hier die Expertise meines Lebensfreude-Professors: Tempo 60 auf der Autobahn ist ein richtiger Scheißdreck, weil es der Lebensfreude abträglich ist. Der Lebensfreude zuträglich hingegen wäre es meinem Experten & Forscher zufolge, an den Autobahnraststätten Watschenautomaten aufzustellen, in denen sich alle maulschellieren lassen müssen, die zu dämlich sind, die vorhandene Verkehrsfläche einer dreispurigen Autobahn effizient und mit Verstand zu nutzen, etwa, indem sie permanent die Mittelspur blockieren. Drei Spuren, so mein Experte, seien schließlich prinzipiell dazu geeignet, mit drei verschiedenen Geschwindigkeiten zu fahren. Stromschläge sollten alle diejenigen Maulschellanten zusätzlich erhalten, die glauben, sie müssten einen Mittelspurblockierer mit der Differenzgeschwindigkeit einer Weinbergschnecke in der linken Spur “überholen”, weil sie selbst die Mittelspur lieber mit 101 km/h blockieren würden anstatt nur mit 100 km/h. Über zusätzliche Körperstrafen müsse man nachdenken, wenn sie es auf einer Autobahn machen, auf der gerade wenig los ist.

Damit mich hier niemand mißversteht: Ich finde das furchtbar. Aber was will ich machen? Mein Experte & Forscher für Lebensfreude hat behauptet, so sei das. Und er sagt das nicht, weil ich ihn dafür bezahlt hätte, daß er es sagt. Ehrlich nicht. Wie könnte ich ahnungslose Nuß mir daher erlauben, ihm zu widersprechen? Wozu hat man schließlich Forscher & Experten? – Klar: Damit alles schön objektiv ist! Forscher & Experten sind die objektivsten von allen! Ja-ha! Erfüllt sind ihre Herzen von Demut und Loyalität der Realität gegenüber. Die wiederum ist ein Synonym für Wahrheit. Nicht nur Tränen – , sondern auch Forscher lügen nicht! Da fällt mir ein, daß ich meinen Psycho- & Klatsch-Experten einmal fragen könnte, warum mir beim Wort “Maulschellen” immer der Schellnhuber als erstes einfällt und nicht die Shell-Tankstelle.

Der Protestforscher

Protestforscher ARD
Der Protestforscher – Screenshot Facebook

Ein Mysterium war, warum manche “die Menschen” gegen etwas protestieren. Jetzt nicht mehr. Dank sei dem Protestforscher. Ein gewisses Mißtrauen ist angesichts seiner Einlassungen zur Razzia gegen die Klebstoffterroristen der “Letzten Generation” dennoch angebracht. Die “Letzte Generation” ist schließlich der personifizierte Stillstand. Festgepicht auf dem Asphalt sind die Klebrigen nachgerade die Visualisierung des Gegenteils von “Bewegung”. Im Gegensatz zum Insassen sind das Outsassen, die eigentlich nichts aussitzen sollten, sondern allesamt einsitzen müssten. Wegen fortgesetzter Nötigung der “die Menschen” in Kombination mit dummbratzischer Klugscheißerei samt Todesfolge. Letzthin starb jemand im Rettungswagen, weil er wegen der Klebstoffterroristen nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Mit Blick auf die fehlende Auslastung der forensischen Abteilungen in den Heil- und Pfleganstalten (Hupflas) kann man da nur noch die Parole ausgeben “Outsassen zu Insassen”!

Da fällt mir ein: Wieso überhaupt “Protestforscher”? Ein “Terrorismusforscher” wäre es gewesen! Und wo bleibt überhaupt die “Klebstoffverbotszone” im öffentlichen Straßenverkehr? Die Uhrzeitforscher haben schließlich schon längst nächtliche Waffenverbotszonen in den Innenstädten durchgesetzt. Es wird doch keiner behaupten wollen, daß etwas derartig Kluges wie die uhrzeitgebundene Waffenverbotszone auf dem Mist von ahnungslosen Kommunalpolitikern gewachsen ist? Das muß einem Experten eingefallen sein! Jemandem aus der “die Wissenschaft”. Einem “Nachtsterbeverbots-Forscher” höchstwahrscheinlich.

Jedenfalls ist der “Protestforscher Saldivia Gonzatti” eine merkwürdige Figur. Zu gern wüsste meinereiner, was er sonst noch so für eine “überzogene Reaktion” gehalten hat. Die Polizeieinsätze gegen den Protest der coronaleugnenden “die Menschen” vor knapp drei Jahren vielleicht? Die Neufassung des Paragraphen 188 StGB? Die Einlassungen seines soziologistischen “Mobilitätsforschungs”-Kollegen zu Tempo 60 auf Autobahnen? Das Gewese um den heiligen Wolodymyr? Das Sprachkasperletheater von Annalena Baerbock? Überzogen: Die Staatsverschuldung Deutschlands? Die Strafandrohungen  für “falsche Heizungen”? Sein Girokonto? Seine Geburtstagtorte? Mit Zuckerguß? Hält er vielleicht den japanischen Shinkansen für einen “Überzug” analog zum grünen Übermenschen? Oder ist “überzogen” nur gelogen? Ob der “Protestforscher Saldivia Gonzatti” wohl Geld dafür bekommen hat, daß er für die ARD-Tagesschau behauptet hat, er halte die Razzien gegen die Klebstoffterroristen der “Letzten Generation” für überzogen? Und wenn ja, – von wem?

Daniel Freund
Daniel Freund, MEP: Orban = Autokrat, Selenskyj = Präsident. – Screenshot Twitter

Fast möchte ich wetten, daß der ” Protestforscher Saldivia Gonzatti” weder die Forderung des Grünen-MEP Daniel Freund noch die Schlagzeile in der “Süddeutschen Zeitung” für überzogen hält, obwohl beide ganz klare Merkmale von Protest aufweisen, um das hier einmal mit einer “Klarstellung” klarzustellen. Klarstellung ist “mega-in”. Mindestens so “in” wie der Forscher und der Experte aus der “die Wissenschaft” und die Volksverarschung ganz allgemein.  Mein Volksverarschungs-Experte vermutet das, sagt er, seit er eine längere “die Wissenschafts”-Debatte mit seinem Kollegen aus der Dummheitsforschung hatte. Der wiederum behaupte es, weil es ihm anläßlich eines Bier-Reviews nach der zwölften Halben eingefallen sei. Mein Frustforscher sagt, der Kollege Suizidforscher habe ihm zuletzt noch verraten, daß es Grünenforscher deswegen nicht mehr gibt, weil die sich alle erhängt hätten. Unmittelbar danach sei  er selbst vom Dach der Hupfla gesprungen. Mein Hupfla-Dachexperte hat das allerdings noch nicht bestätigt. Diese Ungewißheit macht mich wahnsinnig.

 

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