Leberkässemmel - Foto: Imago

Nie wieder: Kampf dem Antisemmelismus!

Auch in Bayern gibt es diese vermaledeiten, äußerst gewissensstarken Veganer. Die würden am liebsten die Leberkäs-Semmel verbieten. Der blanke Antisemmelismus. Wir müssen, wir brauchen und wir dürfen da gar nicht lange einen Laberkäs daherlebern. Eine Verschärfung des Paragraphen 130 (Volksverhetzung) ist überfällig. Oans, zwoa, gsuffa!

von Max Erdinger

Politiker sowohl der Altparteien als auch der AfD sind gerade dabei, einen kapitalen Bock zu schießen. Nicht wenige von ihnen sind unbedingt dafür, den Paragraphen 130 (Volksverhetzung) zu verschärfen und antisemitische Äußerungen härter zu bestrafen. Die bayerische AfD-FRaktionschefin im Landtag, Frau Katrin Ebner-Steiner, platzte bald vor Empörung, als sie eine Palästinenserflagge auf dem Turm des Münchener Rathauses entdeckt hatte. Sie forderte eine Erklärung, wie diese Flagge da hingekommen ist. Es ist nicht anzunehmen, daß sie als Erklärung akzeptieren würde,  jemand aus genau jener Kinderkommission habe sie dort drapiert, in welcher sie selbst recht rührig tätig ist für die lieben Kinderlein. Aber denkbar wäre es. Das jüngste Kind, das im Gazastreifen dem Krieg der Gerechten gegen die Hamasbestien zum Opfer gefallen ist, soll gerade mal einen Tag alt gewesen sein. Der erste Mensch, dessen Sterbeurkunde schneller ausgestellt gewesen ist als die Geburtsurkunde. Ach, was rede ich: “Mensch”. – “Tier” wäre es gewesen. Für jeden, der kein Antisemit sein will, haben solche kleinen Menschen als “Tiere” zu gelten. Wer es nicht glaubt, braucht nur beim israelischen Verteidigungsminister nachzufragen. Der kennt sich aus beim Unterschied von Mensch und Tier.  Und nicht nur der. Es geht völlig in Ordnung, den Gazastreifen in einen Schlachthof zu verwandeln. Die paar zu Tode bombardierten Christen dort braucht man auch nicht zu erwähnen. Das kompliziert den Schlachtbetrieb nur unnötig.

Die Sache mit der Verschärfung des Paragraphen 130 ist trotzdem zu kurz gedacht. Man müsste möglicherweise Juden vor Gericht zerren wegen ihrer antisemitischen Äußerungen. Das wäre selbst im Lande der Obergerechten und absoluten Bescheidwisser äußerst peinlich. Als Semiten werden Völker aus der semitischen Sprachfamilie bezeichnet. Semitische Sprachen sprechen heute die Araber, die Israelis, die Aramäer, die Malteser sowie mehrere Sprachgruppen in Äthiopien und Eritrea. Meinereiner ist absolut dagegen, daß jemand das Volk, das es gar nicht gibt (Habeck), gegen die Malteser verhetzt. Und gegen die Israelis, selbstredend. An erster Stelle eigentlich. Also: Erstens bin ich dagegen, daß jemand das Volk, das es nicht gibt (Habeck) gegen die Israelis verhetzt und erst danach bin ich dagegen, daß jemand das Volk, das es nicht gibt, gegen die Malteser verhetzt. Gegen die Araber könnte man es eventuell milde verhetzen, obwohl es das Volk nicht gibt. Die arabischen Semiten sind meistens Muslime. Zu sehr darf man das inexistente Volk aber nicht gegen die semitischen Araber verhetzen, weil die auf dem ganzen schönen Erdöl sitzen. Die arabischen Semiten würden es einem eventuell noch übler nehmen als der gänzlich unsemitische deutsche Volksverhetzungsexperte. Und das, wo doch gerade der Winter vor der Tür steht.

Meinemeinen liegt selbstverständlich jeder Antisemitismus fern. Regelrecht abhold ist er ihm, ganz egal, um welche Semiten es genau geht.  Ganz besonders abhold ist er natürlich jenem Antisemitismus, der sich gegen die israelischen Semiten richtet. Etwa 80 Prozent der Israelis gehören dem Judentum an. Nicht die geringste Lust hat meinereiner, sich den Unwillen von Frau Knobloch, Herrn Broder oder Herrn Schuster zuziehen. Wie auch, als Philosemit, so? Also, als Philosemit mit Abstrichen, was die muslimischen Semiten angeht, die der Semitimsusexperte als Araber identifiziert. Deswegen findet es meinereiner auch besser, wenn sich die vorgenannten Herrschaften mit einem jüdischen Semiten in die Haare bekommen. Da ist er selbst nämlich fein raus und braucht bloß zuzuhören, anstatt sich einzumischen als Unsemit.

Der jüdische Professor

Es gibt da einen Amerikaner, der zwar Jude, aber wahrscheinlich kein Semit ist. Vielleicht kann er trotzdem eine semitische Sprache. Schließlich kommt er aus “die Wissenschaft”. Seine Eltern stammen aus Polen, haben sowohl das Warschauer Ghetto als auch das KZ Majdanek überlebt, aber seine ganze übrige Verwandtschaft, allesamt Juden, wurden von den Nazis im Holocaust umgebracht. Die Eltern des Wissenschaftlers sind nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA ausgewandert – und dort kam der jüdische Wissenschaftler im Jahr 1953 zur Welt. Genauer: In Brooklyn, New York. In jungen Jahren bereits legte er eine erstaunliche akademische Kariere hin. Mit 19 Jahren machte er seinen Bachelor-Abschluss an der Binghamton University im US-Bundesstaat New York, ging anschließend an die “École pratique des hautes études” in Paris, wurde 1978  bereits Dozent an der Princeton University im Bereich Politikwissenschaften und brachte es im Jahre 1980 bis zum  Masterabschluß. Von 1981 bis 1982 war er dann Dozent für Politikwissenschaft an der Rutgers University. Mit seiner “Theorie des Zionismus” promovierte er 1988 im Department of Politics in Princeton. Von September 1988 bis Mitte 1992 war er dann als Junior-Professor am Brooklyn College und von 1992 bis 1998 als außerordentlicher Professor für allgemeine Studien an der New York University rührig. Von 1992 bis 2001 rührte er außerdem im Fachbereich politische Wissenschaften herum, als außerordentlicher Professor am “Hunter College” der NY University. Von 1998 bis 2003 war er auch noch Gastprofessor an der katholischen DePaul University in Chicago, anschließend als Junior-Professor im Bereich Politikwissenschaften. Ein jüdischer Wissenschaftler, den der deutsche Antisemitismusbeauftragte fraglos sofort als einen “Experten” bezeichnen würde. Außer natürlich, der deutsche Antisemitismusbeauftragte wäre nicht einverstanden mit jenem jüdischen Wissenschaftler, dessen Name Norman G. Finkelstein ist.

Meinereiner wäre natürlich völlig beim deutschen Antisemitismusbeauftragten, weil: Wenn das nicht Antisemitismus ist, was der jüdische Wissenschaftler schon alles über die Israelis behauptet hat, dann weiß ich aber auch nicht. Ein Buch hat er sogar geschrieben, mit dem vor über 20 Jahren die Deutschen auf die Palme brachte. Es hieß “Die Holocaust-Industrie“. Solche Bücher dürfen überhaupt nur Juden schreiben, die dann in Deutschland wegen Volksverhetzung angeklagt werden könnten. Vielleicht aber auch nicht. Es illustriert aber ganz gut die Denkweise, die wohl Pate gestanden haben muß, als Vertreter der selben Regierung, die an die Verehrer des Judenschlächters Bandera in Kiew Waffen exportiert hatte, bei den UN mit aufgeklebten Judensternen erschienen, als es dort um den Völkermord im Gazastreifen ging.

Wollen Sie mal ein paar Zitate von dem jüdischen Wissenschaftler Professor Norman J. Finkelstein lesen? Er ist freilich nicht der einzige Jude, der mit gängigen Gewißheiten beim Thema Israel hadert. Shlomo Sand wäre ein weiterer. Oder Ilan Pappé. Aber bei Finkelstein rollt es Ihnen die Zehennägel hoch. Garantiert. Es ist unerhört! Ich übersetze seine Zitate der Einfachheit halber gleich. Es ist furchtbar, was dieser jüdische Antisemit so alles gesagt hat. Als deutscher Philosemit, der sich ganz auf die Seite des durchschnittlichen deutschen Antisemitismusbeauftragten stellt, kann ich das besser beurteilen als jeder Ex-Muslim. Obwohl “Ex-Muslim” natürlich schon eine ganz hohe Qualifikation darstellt. Einer heißt Kian Kermanshahi und ist sogar schon 44 Jahre alt. Der verortet Anti-Zionisten, Hamas und Nazis alle im selben Boot. Den hätte der jüdische Professor Finkelstein vielleicht einmal fragen sollen, bevor er selbst etwas gesagt hat.

Zitat des Juden Finkelstein : “Die Zionisten haben gut von den Nazis gelernt. So gut, daß sie ihr moralisch abstoßender Umgang mit Palästinensern und ihre Versuche, die palästinensische Gesellschaft innerhalb Israels und in den besetzten Gebieten zu zerstören, als Nazis mit Bärten und schwarzen Hüten entlarvt.” – Das geht ja gar nicht. Ich bitte hiermit um – ach was: ich fordere! – eine deutsche Anklage gegen den Juden Finkelstein wegen antisemitischer Verhetzung eines Volks, das es gar nicht gibt. Weil ich gerne bei den Gerechten bin.

Zitat des Juden Finkelstein: “Manchmal denke ich, wir unterschätzen die Verletzlichkeit Israels an der PR-Front. Deswegen geben sie so viel Geld für Propaganda aus und geraten jedes Mal in Panik, wenn sie das Gefühl haben, sie könnten den Propagandakrieg verlieren.” – Unerhört! Dieser Finkelstein ist doch bestimmt ein Nestbeschmutzer? Antisemitismus pur!

Zitat des Juden Finkelstein: “Es ist völlig undenkbar, daß ein Nichtjude hätte sagen können, was ich in ‘Die Holocaust-Industrie’ gesagt habe, ohne als Holocaustleugner bezeichnet zu werden. Ich werde jetzt ebenfalls als Holocaustleugner bezeichnet.” – Tja, da fragt man sich schon, was das wohl für Leute sind, die einen Juden als Holocaustleugner bezeichnen, der bis auf seine Eltern die gesamte Verwandtschaft im Holocaust verloren hat. Am besten bezeichnet man sie wohl als “die Gerechten”. Würde man sie als “die Selbstgerechten” bezeichnen, dann wäre man vermutlich wieder Antisemit. Alles, alles, alles könnte man ertragen als Deutscher, aber nicht, von der Frau Knobloch, dem Herrn Broder oder dem Herrn Schuster als Antisemit bezeichnet zu werden.

Die Vereinten Nationen

Jetzt ist es leider so, daß die vermaledeiten Vereinten Nationen bei ihrer Definition dessen, was wohl ein Völkermord sei, vergessen haben, zu erwähnen, daß diese Definition unmöglich auch für Israelis gelten kann. Juden können zwar evident einem Genozid zum Opfer fallen – 6-millionenfach sogar – aber sie können keinen verüben. Das geht nicht, weil sie nämlich Juden sind. Daß man das bei den Vereinten Nationen übersehen hat, ist ein schwerer Fehler gewesen. Da sind wir uns bestimmt alle einig, die wir keinesfalls Antisemiten sind, oder nicht? Kriegsverbrechen nach Definition des Genfer Abkommens – das gleiche. Durch diese schlampigen Versehen bei den UN und in Genf können Juden, die einen Völkermord und ein Kriegsverbrechen begehen, ganz leicht in ein schiefes Licht gerückt werden. Da sei der deutsche Antisemitismusbeauftragte vor. Oder die Frau Katrin Ebner-Stein von der bayerischen AfD. Sie opponiert gern.

Zitat des Juden Finkelstein: “Israel war eine Bühne, auf welcher amerikanische Juden gerne ihre Phantasien von Zähigkeit ausgelebt haben – gern von Martha’s Vinyard aus.” – Wie kann er das sagen, wo doch der US-Außenminister bei seinem Besuch in Israel, kurz nach dem bestialischen Massaker der Terroristen aus dem Gazastreifen, als erstes bekannt gab, daß er Jude sei? Martha’s Vinyard liegt doch gar nicht in Israel?

Es braut sich etwas zusammen

Mit dem größten Bedauern muß meinereiner, der unter gar keinen Umständen als Antisemit gelten will, heute feststellen, daß bis auf die USA und Israel wohl die ganze Welt antisemitisch geworden sein muß. Honduras, Venezuela, Chile und etliche andere Staaten haben ihre diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen. Russland und China stehen auf Seiten der Palästinenser im Gazastreifen. Iran, Irak, Jordanien, Libanon, die Türkei, der Jemen, Millionen von Europäern und hunderttausende von Israelis in Israel: Niemand mag es, wenn die Israels ein Kinderkrankenhaus bombardieren, obwohl sie doch müssen, um die Hamas auszulöschen. Hat die globale Mehrheit kein Herz im Leib? Versteht das denn niemand, daß man Frühgeborenen in den Inkubatoren den Strom abstellen muß? Hat denn wirklich niemand Verständnis dafür, daß Dialysegeräte nun einmal nicht laufen können, wenn man die Hamas bekämpfen muß? Man ist doch auch höflich und nett! – “Lieber Herr Palästinenser, my dear fellow Semite! Bitte verlassen Sie Ihre Wohnung und nehmen Sie Ihre Familie mit. Wir müssen dringend Ihr Haus bombardieren und möchten nicht, daß Sie dabei zu Schaden kommen. Wir würden Ihnen und Ihrer geschätzten Familie die Bombe lieber auf den Kopf werfen, wenn Sie auf der Straße unterwegs in den südlichen Gazastreifen sind. Wir danken für Ihr Verständnis.  Herzliche Grüße – Ihre IDF”.

Im Gazastreifen findet ein Völkermord und ein Kriegsverbrechen statt. Das sagen die meisten Antisemiten. Aber es stimmt natürlich nicht. Noch nicht einmal ein unterbrochener Genozid findet dort statt. Zwar soll es keinen Waffenstillstand geben, solange die Hamas nicht vollständig vernichtet ist – die Israelis werden schon wissen, wann “vollständig” erreicht ist – aber “humanitäre Pausen” könnten eingelegt werden. Das ist das Schöne am Genzoid, der keinesfalls einer ist: Daß er von humanitären Pausen unterbrochen werden darf, ehe er dann fortgeführt wird, obwohl er keiner ist. So viel rührende Menschlichkeit. Wenn das nicht konziliant ist? Was aber weder die USA noch die israelische Regierung länger mehr hinnehmen wollen, das ist, daß aus dem Gazastreifen heraus Schockbilder in alle Welt verschickt werden. Was machen sie denn da am besten? Sie verbieten einfach solche Reeporter, die dort unter Lebensgefahr darüber berichten, was vor sich geht, um das Ganze auch noch mit Schockbildern anzureichern. Es passiert nichts Schockierendes im Gazastreifen! Weiß der Geier, wo diese Reporter ihre Bilder herhaben. Die ganze Welt besteht eben aus lauter Mimosen und Memmen. Außer natürlich die USA und Israel. Das muß so sein, denn ich bin auf gar keinen Fall ein Antisemit.

Angesichts der militärischen Allianzen, die sich im Nahen Osten gerade bilden, um gemeinsam Israel von der Landkarte zu tilgen und eventuell in den Dritten Weltkrieg hineinzuschlittern, heißt es auf jedenFall für mich: “I stand with Israel”. Jedenfalls so lange noch ein Israel vorhanden ist, mit dem ich standen kann. Sympathie und Antipathie sind einfach alles. Für Einwände gegen diesen Artikel wenden Sie sich bitte an Herrn Finkelstein. Der ist Jude und kennt sich aus mit dem Antisemitismus. Ich will und kann mir da leider kein Urteil erlauben. Deshalb will ich auch gar nichts gesagt haben. Aber das mit dem Antisemmelismus in Bayern – das muß aufhören! Da kenne ich mich nämlich sogar besser aus als Herr Profesor Finkelstein.  Hoch lebe der Leberkäs! Nieder mit dem Antisemmelismus!

 

 

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